Recht hat er, der Spiegel. Schuld an der Misere des Online-Journalismus sind natürlich die Werbeblocker. Kann ja auch gar nicht anders sein, immerhin hält der Spiegel seinen Teil des Deals ja ein: Er liefert die Inhalte gratis.
Jetzt sollte man meinen, dass das Kerngeschäft des Spiegel immer noch das Magazin ist. Aber natürlich muss sich das Online-Angebot schon auch selber tragen. Und natürlich hat der Spiegel recht, wenn er sagt, dass da ein Deal angeboten wird, der nur dann weiterbestehen kann, wenn der User auch mitmacht. Aber vielleicht macht der User ja aus ganz anderen Gründen, als der Spiegel glaubt, nicht mit.
Warum Online-Werbung wichtig fürs Web ist
Vielleicht macht der User ja deswegen nicht mit, weil es neben dem Spiegel eben auch andere Angebote gibt. Und viele von denen, die sich Werbeblocker installieren, machen das mit einiger Sicherheit auch nicht wegen einem Banner bei Spiegel. Sondern wegen ganz anderern Formen der Werbung, die sich auch von Popup-Blockern nicht wegbekommen lassen, obwohl sie wie Popups funktionieren. Was kann man zum Beispiel von Seiten halten, bei denen man, nach dem man auf sie gekommen ist, erst mal mit einem ganzseitigen Werbebanner begrüßt wird? Das man sich erst mal minutenlang anschauen muss, bevor es dann mal verschwindet, und den Blick auf den Content freigibt. Wahlweise kann man ab und zu sogar auf einen „Schliessen“-Schriftzug klicken. Den muss man aber erst suchen. Oft ist es dann auch noch so, dass dieser Klick die zugehörige Website aufruft und man da auch wieder wegklicken muss. Bis man dann den Content erreicht hat, den man eigentlich sehen sollte, ist man mehr als nur leicht genervt. Und wenn der Inhalt dann nicht mit dem Anspruch mithalten kann, den man an die Qualität richtet, dann ist es um so schlimmer.
Und genau dafür sind Werbeblocker wie Adblocker Plus für den Firefox ja auch da. Diese Form von penetration sollen sie verhindern. Der AdBlocker Plus hat nämlich noch ein tolles Feature: Man kann Internetseiten davon ausnehmen, dass die Werbung darauf geblockt ist. Und gerade der Internetaffine User wird das sicher tun. Denn den Inhalt will man ja sehen und hochwertigen Inhalt, in dessen Umfeld Werbung plaziert wird, ist auch ganz sicher nicht das Problem. Den Deal gebrochen haben die Angebote, die meinen, man müsste die Inhalte hinter dicken Schichten aus Werbemüll plazieren, den der User erst mühsam entfernen muss. Und das noch dazu garniert mit mangelnder inhaltlicher Qualität.
Bei mir ist der Spiegel vom Werbeblocker ausgenommen. Das gilt für alle Seiten, die sich das verdient haben. Wer aber meint, den Zuschauer mit einer besonders penetranten Art der Werbung eher belästigen zu müssen, muss sich über eine solche Reaktion auch nicht wundern. Es ist bedauerlich, dass es dann oft auch diejenigen trifft, die eine differenziertere Betrachtung verdient haben. Es ist aber sicher nicht richtig vom Spiegel, pauschal zu verurteilen, dass Werbeblocker verwendet werden. Oft bleibt einem gar nichts anderes übrig und nicht jedes Angebot hat qualitatives Niveau und den Anstand, die Werbung dezent genug zu halten.