Ich bin ja nun, wie man hier am Blog auch erkennen kann, durchaus ein Freund der Formel 1. Und als solcher, habe ich heute die Gelegenheit genutzt und mir das Rennen aus Deutschland angeschaut. Und anschließend eigentlich nur noch verwundert den Kopf geschüttelt. Da fährt die ganze Zeit einer vorne weg und dominiert das Rennen, während sein Kumpel hinterherfährt. Und dahinter dann „die große, deutsche Hoffnung“ Sebastian Vettel. Und dann, ganz kurz vor Schluss, macht der vorne einen „Fehler“, weil der hinter ihm angeblich schneller ist (warum hat er dann nicht schon lange überholt?) und plötzlich ist alles ganz anders.
Als Fernsehzuschauer, fühlt man sich da schon verschaukelt. Aber ist ja nichts neues, das konnte Schumacher schon 2002, als er ebenfalls zuungunsten eines Brasilianers, einen Sieg für sich verbuchen konnte. Deswegen kann ich auch nachvollziehen, dass dieser Michael Schumacher da eine andere Einstellung zu hat, als ziemlich viele andere. Aber immerhin gibt es ja doch noch einen Unterschied, und den hat auch der Michael Schumacher wohl vergessen. Als er damals profitiert hat, war es immerhin noch nicht illegal, so ein Manöver zu vollführen. Mittlerweile ist aber Stallregie schlicht verboten. Und wenn nun die Kollegen an der Box dafür sorgen, dass das Rennen plötzlich ganz anders endet, als alle erwarten, dann muss man sich nicht wundern, wenn das vielleicht der eine oder andere uncool findet. Ich bin zwar kein großer Freund von Norbert Haug, aber in der Beziehung kann man ihn nicht kritisieren. Ich habe seine Einstellung beim Zweikampf zwischen Fernando Alonso und Lewis Hamilton immer bewundert. Da ging es nach der Devise, wenn der Fernando ein Problem damit hat, dass der andere besser ist, dann soll er was dagegen tun und die nächsten Rennen eben gewinnen. Stallregie gibt es nicht. Jetzt ist er bei Ferrari und wir wissen auch, warum. Da kriegt er offensichtlich den Nummer-Eins-Status. Für Felipe Massa ist es schade und was man schon befürchten konnte, ist jetzt eingetreten.
Aber man muss sich ja nicht wundern. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der es nur noch um Partikularinteressen geht. Und deswegen muss es einen auch nicht erstaunen, wenn hinterher ein Fernando Alonso in der Pressekonferenz sitzt und breit grinsend so tut, als wenn überhaupt nichts gewesen wäre. Und ein Felipe Massa daneben sitzt und sich sichtlich so fühlt, als wäre er im falschen Film. Man fragt sich schon, ob die alle wirklich glauben, wir hätten das nicht bemerkt. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass denen das vollkommen egal ist. Da lobe ich mir wenigstens Niki Lauda mit seinen altmodischen Ansichten von Ehre. In der Welt des Niki Lauda, möchte man jedenfalls eher leben, als in der von Ferrari heute präsentierten.
Wie auch immer, ich würde mich nicht wundern, wenn die Aktion der Italiener ungeahndet bleibt und man es einfach so lässt, wie es ist. Natürlich wird man noch eine medienwirksame Erklärung zurechtzimmern, in der man das Geschehen zutiefst verurteilt. Und selbige Medien werden natürlich hechelnd die Entschuldigung verbreiten und so tun, als wäre jetzt alles wieder in Ordnung. Und Niki Lauda? Der wird wahrscheinlich noch ein Weilchen drüber meckern, und irgendwann ist dann Gras drüber gewachsen. Eigentlich schade, aber halt nicht zu ändern. So lange der Zuschauer das mitmacht und nicht durch gnadenlose Missachtung bestraft, ist ja nichts passiert. Sieht man auch sehr gut daran, wie wenig man bei der diesjährigen Tour de France vom Doping gehört hat. Interessiert irgendwie alles keinen mehr.
Aber ist ja auch egal.
Update 23:48: Wie vermutet. Im Videotext konnte man lesen, dass die FIA der Ferrari kaum Ärger macht. Die 100000 Dollar Strafe sind angesichts des gewünschten Ergebnisses wohl zu erwarten. Ob das nun wirklich ein „hoher Preis“ ist, denn Ferrari dafür zahlen musste? Naja, bei dem Budget ist es vielleicht eher ein Trinkgeld. An der Reihenfolge im Rennen ändert sich hingegen nichts, es hat keine Folgen für die Wertung des Hockenheim Grand-Prix. Also ist nichts passiert und Ferrari durfte sich rauskaufen. Konsequent bis zum Erbrechen. Ach ja, der neue Chef der FIA ist ja nun kein geringerer als Jean Todt. Ein Schelm, wer böses dabei denkt … (das hab ich heut schon mal geschrieben …