Skandal!

Das ist schon eine neue Dimension, die hier erreicht wurde. Mit dem Rauswurf für Briatore und Symmonds, sowie dem Verzicht auf Gegenrede, setzt sich Renault dem schweren Verdacht aus, dass die Anschuldigungen doch korrekt waren. Wenn dem so sein sollte, wäre das natürlich erschreckend.

Flavio Briatore war schon lange dafür bekannt, das Maximum herauszuholen. Als Michael Schumacher mit ihm Weltmeister wurde, bekam er den Beinamen „Schummel-Schumi“, was ich ehrlich gesagt nie so ganz verstanden habe, weil ja nicht der Schumi geschummelt hat, sondern mehr das Team um Briatore. Die Sache mit der abgeschliffenen Bodenplatte etwa. Aber das waren ja Kleinigkeiten, ledigliches Ausloten der nicht klar genug formulierten Vorschriften, und das kann man auf diesem Niveau, bei dieser Bedeutung des Sports, eigentlich keinem mehr vorwerfen. Es geht schließlich um viel, nicht nur darum, ein Rennen zu gewinnen, sondern der ganzen Welt zu beweisen, dass man irgendwie doch das beste Auto hat. Was natürlich den Käufer eines solchen zutiefst beeindrucken soll. Und in der Regel ja auch tut.

Es hängt da also ein ganzer Markt dran. Verständlich, dass man da das Reglement ausnutzt, bis zum letzten, und dann ab und zu auch mal zurück gepfiffen werden muss. Das ist noch nicht weiter schlimm.

Aber was Briatore hier nun angerichtet hat, ist schlimmer. Es ist nicht mal nur ein Betrug an den anderen und am Sport, wie das beim Doping der Fall ist. Denn Doping schadet in der Regel nur dem dopenden und das auch noch selbst verschuldet. In der Regel, denn sicher gibt es Fälle, in denen dem Sportler nicht klar ist, was er da eigentlich sich selbst antut.

Jetzt sind wir aber in einem Bereich, in dem ein Manager ein hohes Risiko eingeht, nicht nur für seinen jungen Fahrer, sondern auch für seine Teamkollegen und die Zuschauer. Jeden, der in diesem Moment nahe genug dran war. Und das geht einfach zu weit.

Warum sich Nelson Piquet Jr. darauf eingelassen hat, vermag wohl keiner zu beurteilen. Er wird seine Gründe gehabt haben, wer weiß, was Briatore gegen ihn in der Hand hatte. Eines ist jedenfalls sicher: Es war ein Fehler, den er jetzt wenigstens damit gut gemacht hat, dass er dazu steht. Ein Fahrer mit mehr Charakter oder Reife oder Erfahrung, hätte Herrn Briatore vermutlich die Meinung gegeigt und ihm seinen Vertrag um die Ohren geschlagen, bevor er das Team für immer verlassen hätte. Aber wer weiß schon, was hinter der „Entlassung“ wirklich steckt. Eventuell hat der Piquet der ja doch nachgeholfen.

Bei einer solchen Sache, will man sich gar nicht mehr überlegen, wessen Ruf hier warum beschädigt ist. Nein, man kann einfach nur froh sein, dass die Sache mit einem teuren Blechschaden erledigt war. Im Nachhinein kann man natürlich vieles vermuten, zum Beispiel auch, dass Massa ohne diesen Unfall besser abgeschnitten hätte und ihm haben am Schluss ja nicht viele Punkte gefehlt. Aber das ist auch müssig, fakt ist, dass da einer nachgeholfen hat, was ungeheuer dummes und schädliches getan hat und letztendlich wahrscheinlich nicht mal dafür büßen wird. Das ist eigentlich schon schlimm genug.

Und jetzt bitte schnell vergessen, froh sein, dass nicht mehr passiert ist und dem Sport mehr Platz einräumen, als dem Getrommel drumm herum. Das wäre mal eine willkommene Abwechslung.

Aber das wird sicher nicht so passieren …