Frankreich-Farce

Und wenn wir schon dabei sind, die andere Farce ist heute auch zu Ende gegangen. Mit einem Sieger, den man auch hätte erwarten können. Nämlich Alberto Contador. Es war allerdings knapper, als man hätte meinen können, dank Andy Schleck. Aber eigentlich ist das ja auch alles gar nicht so wichtig. Viel interessanter finde ich, wie sich das langsam entwickelt. Über die letzten Jahre haben ja vor allem die öffentlich-rechtlichen sehr oft wegen der Tour hyperventiliert. Da wurden einfach Übertragungen zusammengestrichen oder komplett aus dem Programm genommen. Man hat zwar unsere Gebühren in die Rechte gesteckt, aber gucken mussten wir es dann bei Eurosport, denn die haben von Vorneherein nicht bei dieser scheinheiligen Medienhatz mitgemacht.

Denn wie man jetzt sehr schön sieht, ist es genau das gewesen. Inzwischen redet kaum noch einer von den dunklen Jahren, und man konzentriert sich wieder auf den Sport. Was man meiner Meinung nach die ganze Zeit hätte machen müssen. Denn immerhin gibt es ein Reglement, in dem Doping schlicht nicht erlaubt ist. Wird also einer erwischt, dann weiß er genau, was ihm blüht. Generalverdacht ist nun jedenfalls nicht das, was man da üben sollte.

So dachte ich jahrelang. Aber langsam komme ich auch ins grübeln. Nicht weil es plötzlich neue Erkenntnisse gebe. Die Tour ist so, wie sie schon immer war. Und vielleicht ist auch genau das der Grund, warum es keinen so rechten Spass mehr machen will. Ein Ereignis ist sie immer noch und bei herrlichem Wetter schwitzende Radfahrer die Berge hochkeuchen zu sehen, finde ich immer noch recht spannend. Und mir persönlich, ist es ehrlich gesagt wurscht, ob die nun mit 35 oder 40 km/h Schnitt die Berge hoch fahren. Dass es auch heute noch Sportler geben wird, die zu betrügen versuchen, davon bin ich allerdings überzeugt. Und ganz klar, wenn sie erwischt werden, dann müssen sie auch bestraft werden. Nur, werden sie noch erwischt? Man hatte die letzten Jahre schon den Eindruck, dass wenigstens die Veranstalter der Tour ein Interesse daran haben. Hoffen wir, dass dem immer noch so ist.

Übrigens fand ich interessant, wie sich der Sprinter von htc Columbia während der Tour entwickelt hat. Haben doch die Herren Kommentatoren in der ARD heute so schön gemeint, dass sie zu Anfang alle der Meinung gewesen wären, er wäre nicht in Form. Und jetzt gewinnt der britische Sprinter die Rennen gegen die gesamte Sprinterweltklasse, indem er auf den letzten fünfzig Metern ca. fünf Meter Vorsprung herausfährt. Also auf diesem Niveau eigentlich Welten. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Und genau deswegen kommen mir auch Zweifel. Nicht, weil jetzt was anders wäre. Denn betrogen wird ja schon seit Jahren, vielleicht schon länger, als wir uns das vorstellen können. Nein, sondern weil man das irgendwie nicht mehr angucken kann, ohne der Schelm zu sein, der sich was böses dabei denkt. Ob es jetzt berechtigt ist, ist ja nicht mal die Frage. Aber allein schon die Tatsache, dass man da vor dem Bildschirm sitzt und irgendwie ein schlechtes Gefühl dabei hat, lässt einen irgendwie die Lust verlieren. Und zwar wesentlich mehr, als das jahrelange Gerede der Kommentatoren in den öffentlich-rechtlichen.

Schade, ich erinnere mich gerne an meinen Studienzeit. Da hatte ich noch die Zeit, den ganzen Mittag im Bett zu liegen und den damaligen Stars dabei zuzuschauen, wie sie schwitzend die Berge hochfuhren. Und der Sport hatte seine Unschuld noch nicht verloren. Aber das ist leider vorbei. Und das liegt nicht nur daran, dass ich heute während der meisten Etappen unter der Woche arbeiten muss.