Da ich momentan viel auf den Straßen unterwegs bin, kann ich mich auch immer wieder davon überzeugen, wie so mancher das „kooperative“ Fahren heutzutage auf den Straßen Deutschlands auslebt. Ich sage auch bewußt Deutschlands, weil ich in anderen Ländern hier durchaus andere Erfahrungen habe und da durchaus kooperativ gefahren wird.
Neulich auf der Autobahn erlebt: Stau vor einer Baustelle, am Anfang der Baustelle gibt es eine Abzweigung in eine Raststätte. Die Autofahrer fuhren auf zwei Fahrspuren nebeneinander, wobei natürlich die Innere weitgehend den Lastwagenfahrern vorbehalten war. Einer der Autofahrer wollte nun die Fahrspur wechseln und setzte den Blinker, um in eine bestehende Lücke einzufahren. Danach wollte er sofort in die Abfahrt zur Raststätte fahren. Das hat aber einem der LKW-Fahrer so gar nicht gepasst. Er gab Vollgas, zog auf den Standstreifen, setzte sich neben den Herrn und drängte ihn einfach zurück auf seine Fahrspur. Der Fahrer hat dann gebremst, gewartet bis der Rücksichtslose in seinem 40-Tonner an ihm vorbeigefahren ist, und ist hinter ihm rübergefahren. So was gibt einfach ein schlechtes Beispiel und falls sich irgendwelche Lastwagenfahrer wundern, wie sie zu einem schlechten Ruf kommen … naja, spricht ja für sich.
Natürlich gibt es auch andere Beispiele, aber oft habe ich gerade aus solchen Gründen keine Lust mehr, mich mit der Autobahn herumzuschlagen. Anderes Beispiel, von mir selbst erlebt: Auf der Überholspur bei erlaubten 120 km/h 120 gefahren und dabei überholt. Raste von hinten ein Audi mit knappen 200 Sachen heran und haute mir die Lichthupe rein, dass mir hören und sehen verging. Dabei hat der sicher auch gesehen, dass ich gerade einen LKW überholt habe. Aber klar – vor einem stolzen Audi-Fahrer rumzuschleichen, ist ja Majestätsbeleidigung. Natürlich bin ich pflichtschuldigst sofort an die Seite gefahren und habe dem vorbeifahrenden Herrn gebührend gehuldigt. Der hat mir zur Belohnung dann noch den Vogel gezeigt.
So kann es einem gehen, wenn man sich nicht mal falsch verhält … Es ist übrigens bezeichnend, dass diese Art von Raserei ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer überwiegend von einer bestimmten Klientel begangen wird: Dienstwagenfahrer mit Mittelklassefahrzeugen bestimmter Marken wie Audi oder BMW sind da durchaus in der Überzahl. Da wird vermutlich ein ohnehin überschaubares Ego durch ein Fahrzeug kompensiert, das man nicht mal richtig beherrscht und dann muss man das natürlich auch ausleben.
Trotzdem sollte man das auf der Autobahn nicht tun. Bitte, liebe Autofahrer, immer daran denken, dass die anderen, die da lang fahren, alle auch einen Grund haben, sicher kaum Vergnügen dran haben, im dichten Verkehr fahren zu müssen und ganz bestimmt niemandem im Weg herumfahren wollen. Das sind in der Regel auch angehörige einer Familie, Väter, Söhne, Mütter, Töchter und wollen in der Regel nur eines: Abends wieder in einem Stück zu Hause ankommen. Man muss denen das nicht noch schwerer machen, als das auf überfüllten Straßen ohnehin schon ist. Nur mal so zum nachdenken.