Mit den Änderungen, die derzeit so kursieren, erlebt man eine ganze Menge. So ist es jetzt ja nötig, sich für einen neuen Reisepass biometrische Passbilder zu besorgen. Da mein Reisepass im März nächsten Jahres abläuft, ich aber im Dezember nach Brasilien will, werde ich bis spätestens dahin einen neuen Pass benötigen. Das kann doch nicht so schwer sei, dachte ich mir. Ohne aber damit zu rechnen, dass der Teufel bekanntlich, wie so oft, im Detail steckt.
Einen Fotografen zu finden, war nicht so schwer. Selbst in Wasseralfingen gibt es einen solchen. Ich habe mir also die Bilder besorgt. Den Hinweis, dass es Probleme geben könnte, weil die Brille nicht komplett in einem bestimmten Schema drin ist, habe ich zur Kenntnis genommen. Und ging damit aufs Rathaus. Da ich den Wohnsitz gewechselt habe, hat aber mein alter Reisepass nicht ausgereicht, um meinen Status als Deutscher zu beweisen. Eine Geburtsurkunde hatte ich nicht dabei, wer hat die schon immer im Portemonnaie stecken? Glücklicherweise mussten wir für unsere Anmeldung am neuen Wohnort die Hochzeitsurkunde vorlegen, und die gilt auch. Warum auch immer das nur so funktioniert, damit konnte ich jedenfalls meinen Status als Deutscher nachweisen und wir machten im Verfahren weiter.
Die nächste Hürde waren die Fingerabdrücke, aber dank moderner Scanner kriegt man dabei heutzutage nicht mal mehr schmutzige Finger. Mal abgesehen davon, dass es schon irgendwie zweifelhaft ist, wenn man als unbescholtener Bürger seine Abdrücke hinterlassen muss, nur um vielleicht mal in die USA einreisen zu können. Beruflich gesehen, kann mir das aber passieren. Und deswegen habe ich es akzeptiert, auch wenn es mir nicht gefällt.
Ja, und dann kamen die Bilder. Das einscannen war noch die leichteste Übung. Dann der Test durch die Software, und, oh Überraschung, die Bilder fallen durch. Warum? Nicht etwa wegen der Brille, die nicht komplett im Raster war. Nein, wegen der Augen, die irgendwie im Dunkeln lagen. Im zu Dunkeln für die Software, die irgendwie nicht hinter die Brille gucken konnte. Ja, so kann man natürlich nicht in die USA einreisen, das wäre ja noch schöner. Ob aufgrund dieser Regelung ein Anschlag verhindert wird, oder nicht, weiß ich nicht und möchte ich auch nicht beurteilen. Aber ganz ehrlich – meiner persönlichen Ansicht nach haben die Terroristen doch eigentlich schon gewonnen, wenn man sieht, wie schwierig die Prozeduren am Flughafen inzwischen geworden sind. Als unbescholtener Bürger, muss man heutzutage schon sehr tiefgreifende Einschränkungen hinnehmen. Und das führt (für mich habe ich diese Konsequenz längst gezogen) dazu, dass man Flugreisen nach Möglichkeit unterlässt und lieber mit dem Zug fährt. Außer, man kann es nicht vermeiden. Wie zum Beispiel bei Fernreisen nach Brasilien.
Jetzt also biometrische Passbilder. Und da die nicht funktionieren, brauche ich neue. Da die alten aber aus Wasseralfingen sind, hole ich mir die lieber dort. Darauf musste ich aber dann bis zum Wochenende warten. Und als ich am Samstag dann dort ankam, musste ich miterleben, wie im Fotostudio ein Geschäftsbereich abgeschafft wurde. Nicht ganz zu unrecht, bemängelte die Verkäuferin, dass zwar ein Standard existiert, aber so lange nicht alle Fotostudios dieselbe Software benutzen, wie die Verwaltung, muss sie mit beständigen Reklamationen leben. Und diese Software ist teuer. Deshalb wird sie biometrische Bilder künftig nicht mehr anbieten, weil die das, vor allem Dank beständiger Mängelrügen, kaum refinanzieren können. Ja, und ich stehe jetzt da und suche ein Fotostudio, das biometrische Passbilder hinbekommt. Während mein Antrag auf dem Amt vor sich hin schimmelt.
Schöne, neue Welt.