Schon interessant, wenn man sieht, was nach dem Amoklauf von Winnenden im Web so passiert. Und nicht nur im Web. An allen Fronten, hört man nichts anderes mehr. Ob man so ein solches Verbrechen wirklich aufarbeiten kann, dass mag man bezweifeln. Zumal es oft besser wäre, nicht so viel darüber zu hören, weshalb ich persönlich dem großen Amok-Hype, der derzeit wieder durch die Medien schwappt, auch weitgehend zu entgehen versuche.
Interessant finde ich nur, wie die Politik wieder darauf reagiert. Anstatt sich mal wirklich damit auseinanderzusetzen, was denn eigentlich passiert ist und warum, wird einfach wieder der große Wahlkampf-Hammer ausgepackt. Das Ergebnis sind die üblichen Themen, die vor Wahlen und nach Vorkommnissen dieser Art die Schlagzeilen beherrschen. Es wird wieder mal verlangt, alles mögliche zu verbieten. Angefangen natürlich von den schlimmen, schlimmen Killerspielen.
Davon, die Waffen zu verbieten, redet allerdings niemand. Warum auch, daran kann man ja richtig gut verdienen. Und die Waffen haben die Leute umgebracht, nicht die Killerspiele. Vielleicht auch ein verantwortungsloser Umgang mit der „Ressource Mensch“. Denn nichts anderes sind die Kinder an den Schulen heutzutage. Sie werden auf die Konkurrenzsituation im späteren Leben vorbereitet, was jetzt nicht unbedingt verkehrt ist, aber natürlich auf eine Wettkampfsituation schafft und in dem Wort steckt nicht umsonst Kampf mit drin. Auf den Einzelnen und seine Fähigkeiten einzugehen, das tut sich doch kaum einer an, weil man auch kaum Zeit dafür hat. Das Ergebnis muss einen dann oft nicht verwundern.
Zu meinen Schulzeiten, war das ja alles noch ganz anders. Aber die Konkurrenzsituation, die hat es damals auch schon gegeben. Amokläufe allerdings keine, da kann man nur froh sein. Die Frage ist, was dafür heute eher verantwortlich ist. Dass wir damals keine Killerspiele auf dem Computer hatten? Wir haben aber trotzdem Cowboy und Indianer gespielt und an jedem Fasching hatten wir Spielzeugwaffen in den Händen.
Was letztendlich korrekt wäre, wird man vermutlich nie herausfinden. Aber man sollte sich trotzdem mal Gedanken machen, ob die angemessene Reaktion wirklich die ist, wegen den Wahlen alles verbieten zu wollen. Oder ob man an ein solches Thema nicht mit etwas mehr Respekt gegenüber den Opfern (und vielleicht sogar dem Täter) herangehen sollte.
Dazu müssten die Politiker aber auch bereit sein. Und das sieht man zur Zeit wieder in jeder Talkshow, dass sie das nicht sind.