Wer „Vollidiot“ gelesen hat, kennt den Stil des Autors bereits, den Darsteller allerdings nicht. Zwar hat auch der „Vollidiot“ einen zweiten Band erhalten (mit dem Titel „Millionär), das habe ich aber noch nicht gelesen. Dafür den „Resturlaub“, in dem es um den Franken Peter (genannt Pitschi) Greulich geht. Er ist PR-Manager einer Brauerei in Bamberg und verzweifelt langsam an seinem dortigen Leben. Seine Kumpels sind langsam alle verheiratet, werden immer fränkischer und er merkt, dass ihm langsam nicht mehr viel Spielraum bleibt. Er ist der letzte, der zwar Freundin, aber noch keine Ehefrau hat. Und schon gar kein Häuschen im Grünen mit einer Kiesauffahrt.
Dafür blamiert er sich bis auf die Knochen auf der Hochzeit seines besten Freundes. Und mit seinen übrigen Freunden, soll er nun auch noch drei Wochen nach Mallorca. Obwohl er nach elf Jahren da wirklich keine Lust mehr hat, lieber seine Träume verwirklichen würde. Weit weg fliegen, am Strand ein Häuschen mieten und mit einem Model zusammenleben, das wäre es doch. Auf dem Flughafen von Nürnberg wird ihm dann klar, dass er dazu nicht mehr so viel Zeit hat. Also täuscht er kurzerhand einen Raubüberfall auf sich vor und behauptet, es wäre ihm alles geklaut worden. Er kann also nicht mit, schickt seine Freunde einschließlich Freundin voraus und meint, er würde gleich nachkommen, sobald es halt geht. Allerdings geht es dann natürlich nicht, denn er nimmt das nächste Flugzeug nach Buenos Aires. Argentinien erscheint ihm weit genug weg.
Beim Spanischlernen lernt er dann auch die Eigenheiten in der Fremde kennen und schätzen, merkt aber schnell, dass er in der Fremde auch nicht unbedingt findet, was er sucht. Noch schlimmer: Er stellt fest, dass er zu Hause eigentlich bereits hatte, was er da in der Fremde sucht, nämlich einen spannenden Job, eine schöne Freundin, die er sehr gerne mag, und jede Menge Freunde. Selbst ohne Strand und im konservativen Bamberg, kann man es da durchaus aushalten. Also kehrt er zurück und schafft es im letzten Moment und auch nur Dank der Hilfe seines besten Freundes, dass die Freundin nichts merkt.
Ein witziger, unterhaltsamer Roman mit einer Botschaft, die einem zu denken gibt. Sucht man wirklich nach dem, was man schon hat? Wenn ja, dann wäre es ja gut. Es gibt sicher immer Dinge, die man gerne ändern würde. Man muss sich gut überlegen, wo man das aber tatsächlich tut. Ein Risiko eingehen, ist sicher nie verkehrt. Alles aufs Spiel zu setzen, aber schon der Wahnsinn. Ob man also wirklich empfehlen kann, den gleichen Versuch wie Pitschi Greulich zu machen, muss jeder letztendlich mit sich selbst ausmachen. Aber in einem fremden Land, in einer großen Stadt mal selbst klar kommen zu müssen, sein eigenes Scheitern genau so zu beobachten, wie die kleinen Triumphe, das ist ganz sicher nichts verkehrtes. Und wer weiß, vielleicht findet man so ja tatsächlich heraus, was man noch anders machen könnte. Insofern ist der Roman nicht nur einfach starke Unterhaltung, sondern auch eine Inspiration. Von so was darf gerne mehr kommen, vor allem, weil Tommy Jaud offensichtlich auch persönlich in Buenos Aires war und Orte beschreibt, die er offensichtlich selbst kennen gelernt hat. Das ist wirklich gelungen und macht neugierig. Ich bin zwar aus familiären Gründen deutlich näher an Brasilien (und hab auch kurz mal bedauert, dass Jaud nicht Sao Paulo zum Ziel erkoren hat), am Ende hat mich der Roman aber neugierig gemacht. Vielleicht sollte man sich Buenos Aires doch mal anschauen. Ohne zu verraten, dass man Beziehungen nach Brasilien hat, natürlich. Sonst wird das Taxi gleich doppelt so teuer …