„Amigo Secreto“, „Papai Noel“ und Weihnachten

Das war mal eine ganz andere Sache, als man das von hier gewohnt ist. Nicht nur, dass die Geschenke hier der „Papai Noel“ bringt, also der Weihnachtsmann. Nein, es gibt da auch eine nette Tradition, „Amigo secreto“ genannt. Bei uns ist das als Wichteln bekannt, in Brasilien ist das ein Weihnachtsspiel, das jedes Jahr stattfindet. Vor Weihnachten zieht man ein Los und weiß, wer sein persönlicher „Amigo Secreto“ ist. Und dann beginnt das Spiel, bereits vorher, wenn die Fragen losgehen, weil natürlich alle neugierig sind, wen der andere denn gezogen hat.

Wenn man das bis Heiligabend durchhält, nichts zu sagen, dann ist die Überraschung natürlich am größten. Und das ist den Meisten auch gelungen, für viele war es doch eine Überraschung zu erfahren, wer denn der „geheime Freund“ ist, von dem man was geschenkt kriegt.

Und dabei finden auch allerlei Spielereien statt. Ich hatte meinen Neffen Allan gezogen, den Sohn meines Schwagers Flavio. Als plötzlich vor mir mein Schwiegervater Allan als seinen „Amigo Secreto“ bezeichnete, hab ich doch recht blöd geguckt. Meine Frau hat aber nur gegrinst, also hab ich mal abgewartet. Tatsächlich zog Allan dann irgendwelche alten Turnschuhe seiner Kusine aus einem Karton raus und hat ziemlich blöd geguckt. Sein Großvater hat ich geleimt und dann zugegeben, dass der wirkliche „Amigo Secreto“ eigentlich Allans Bruder ist. Und der hat dann Sportschuhe gekriegt, die er sich auch gewünscht hat.

Immer derjenige, der beschenkt wurde, ist dann der nächste, der seinen „Amigo Secreto“ offenlegt. Ich war einer der letzten und so erhielt ich meine Geschenke recht spät (von Flavio übrigens, der ebenfalls seine Späße machte und erst behauptete, er hätte eigentlich meine Frau gezogen. Er hat ihr dann geschenkt, was ich mir eigentlich gewünscht hatte und ich hab was ganz anderes erhalten, weil er bereits vorher eingekauft hatte. Die Ferrari-Baseballkappe aus der Michael Schuhmacher Kollektion und das T-Shirt waren aber ebenfalls klasse und davon hab ich ohne Zweifel mehr, als von irgendwelchem Süßkram ;-).

Ja, und als das sich gegenseitig Beschenken vorbei war, ging dann der zweite Teil der Schenkerei los. Mein Schwiegervater verkleidete sich als Weihnachtsmann und beschenkte alle anderen mit den übrigen Paketen, die sonst noch so herumlagen. Darunter auch Geschenke meiner Schwester aus Deutschland an alle und von meiner Frau ebenfalls aus Deutschland vorwiegend an unsere Neffen und Nichten.

Und einiges für uns beide, an Kleidung und Erinnerungen an Paraty. Der Brasilianer an sich schenkt eher praktische Dinge, es gibt also fast ausschließlich Kleidung, die dann nach Möglichkeit auch gleich benutzt wird. Und so kam ich zu einem weiteren T-Shirt, einer Jeans-Bermuda und Sandalen, die man auch im Wasser anziehen kann. Ja, das ist Weihnachten in Brasilien. NIcht weniger Konsumterror, als das bei uns ist, aber mit viel mehr Leuten, noch mehr Geschenken und natürlich einer Menge zu essen.

Das kam aber erst gegen Mitternacht. Der eigentliche Weihnachtstag ist der 25 Dezember, nicht nur in den USA, sondern auch hier. Deswegen wartet man auf Mitternacht, auch wenn die Geschenke schon vorher verteilt wurden, aber auch das wird oft erst am nächsten Tag gemacht. Um Mitternacht versammeln sich dann alle in der Küche, wo traditionell die wichtigsten Dinge passieren (Hochzeiten, Geburtstage, Ostern, Weihnachten und sonstige Feiertage). Dann zündet jeder eine Kerze an und es wird gebetet, erst das Vater Unser, dann das Ave Maria. Und danach ist das Büffet eröffnet und man macht sich über allerlei Köstlichkeiten her. Truthahn zum Beispiel, auch sonst einiges an Fleisch und vor allem Obst. Und so ist Weihnachten auch hier das, was es bei uns ist. Im Wesentlichen Geschenke und Essen.

Aber doch anders. Und das macht es dann doch irgendwie wieder interessant.

Ein Gedanke zu „„Amigo Secreto“, „Papai Noel“ und Weihnachten“

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