Ein Sonntag ist das wirklich, mit richtig viel Sonne. Es ist heiß, aber alle sitzen drin, weil wir uns alle gestern einen Sonnenbrand am Strand geholt haben. Fleisch brutzelt auf dem Elektrogrill, gleich zwei davon sind aktiv und verbrennen das „picanha“, das der Brasilianer so liebt.
Auf dem Tisch stehen viele Dinge. Arroz (Reis), Fechao (Bohnen), Mayonaise, wie hier ein entsprechend schmieriger Salat genannt wird, Farofa, das Manjokmehl mit Wachteleiern und Schinkenstücken, weil zur Zeit ja Festtage sind.
Und Bier. Willst Du Bier, fragt mich der Antonio. Willst Du Fleisch, willst Du Salat, willst Du Wurst, vielleicht einen Whiskey?
Ja, ich will. Aber nicht alles, und schon gar nicht alles auf einmal. Manchmal ist es echt schwierig.
Aber wenn das alles ist, an so einem heißen, sonnigen Tag, dann ist es ja gut. Die Erwachsenen sitzen draußen, mitten auf der Strasse, trinken ein Bier und reden, während andere vor dem Fernseher eine sehr bekannte Fernsehshow gucken. In der Küche sitzen diejenigen, die immer noch ein Stückchen essen wollen und ab und zu auch was trinken. Ricardo und Silvana, mein Schwager mit seiner Frau, und das Hündchen der Familie, setzen ich in ihren Palio und machen sich auf in Richtung Minas. Seit Weihnachten ist er hier, der Ricardo, wir hatten viel Spass die letzten Tage.
Er wird mir richtig fehlen, denn am Dienstag geht es schon wieder nach Hause und erst am Mittwoch, für den letzten Tag des Jahres, kommt Ricardo wieder nach Sao Paulo.
Dafür habe ich aber noch ein klein wenig von den anderen. Wir gehen heute noch in die Stadt, ins Shopping Center. Nur weil Sonntag ist, muss man ja nicht im Haus bleiben, hier haben die Läden auch am Tag des Herrn offen. In einem dermassen katholischen Land. Da merkt man erst, wie verlogen dieses katholische Argument, der Sonntag wäre für den Herrn da, doch ist. Wenn die Leute den Herrn am Sonntag nicht wollen, dann wird sie auch ein geschlossener Laden nicht davon abhalten, daheim zu bleiben.
Und in Brasilien geht es eben auch anders, da ist Sonntags alles geöffnet, und trotzdem gehen sie in die Kirche. Da sollte man mal drüber nachdenken.
Brasilien ist eben oft auch ein Beispiel. In vielerlei Hinsicht.