Am Strand

Eine typisch Paulistanische Art der Freizeitgestaltung ist der Ausflug an den Strand. Wie meine Frau meinte: „Ir, bater, voltar salgado“ also praktisch hinfahren, Strand überfallen, zurückfahren mit dem Salz des Meeres noch auf der Haut und erst zu Hause wieder duschen. Warum der Paulistani das so macht, ist mir inzwischen schon auch klar. Wenn man solche Arbeitszeiten hat und dann nur ein paar Stunden Freizeit hat, muss man sich schon schnell darüber klar werden, was man will. Und an den Strand will der Einwohner Sao Paulos immer, wenn es irgendwie geht.

Die nahegelegenen Strände zum Beispiel in Santos sind voll von Beispielen dieser Art. Und deswegen sind wir am Samstag auch nach Bertioga gefahren, das ist noch ein klein wenig weiter weg und deswegen sind da ein paar weniger aus Sao Paulo. Noch dazu regnete es, als wir abgefahren sind, und fast während der gesamten Anreise. „Frio como caramba“, meinte Senhor Antonio, als wir kurz vor Bertioga waren und rief nach seiner Jacke.

Die brauchte es dann aber doch nicht, denn rechtzeitig am Strand hörte der Regen auf. Zwar immer noch keine Sonne zu sehen, aber es war wenigstens warm. Deswegen haben wir erst mal alles an den Strand geschafft, was wir so mitgebracht hatten in unseren drei Palios (Fiat ist irgendwie ziemlich gut angesehen in dieser Familie ;-)). Und das war eine Menge, einschließlich einem Pavillion, der erst kurz davor gekauft wurde. Aber aufgebaut haben wir den noch nicht, weil die Kollegen meinten, das würde zu lange dauern und wäre doch nicht nötig, da eh keine Sonne scheint.

Aber die Erfahrung lehrt, dass das am gefährlichsten ist, weil man die Sonneneinstrahlung dann unterschätzt. Die UV-Strahlung ist dennoch da.

Wir sind aber erst mal ins Wasser gegangen. Das Panorama an dem Strand war herrlich. Ein toller Sand und Wasser, das zwar etwas gelblich wirkte, aber mir wurde glaubhaft versichert, das käme von den Felsen. Abgesehen davon, war das Wasser auch wirklich sauber.

Ja, und dann kam der Hubschrauber. Tief über unseren Köpfen flog er über den Strand raus zu den Felsen, die links von uns waren. Ein tolles Panorama war das, Felsen, die Halbinseln bildeten und über die viele Brasilianer ein wenige spazieren liefen. Aber auch eine Menge Schilder, die da meinten, man solle lieber nicht da raus gehen. Feuerwehr fuhr mit Blaulicht vorbei, Polizei des gleichen. Was ist denn da nur los, dachte ich mir, wird der Strand grade überfallen? Passieren tut so was ja wohl in Brasilien, selbst Pele wurde am Strand schon überfallen von vermutlich mit Drogen vollgepumpten Banditen, sonst würde sich wohl kaum einer trauen, ein nationales Symbol wie Pele anzugreifen.

Aber nein, kein Überfall. Eine Suchaktion. Später erfahren wir, was los war. Ein einheimischer nahm Freunde mit auf die Felsen und wollte ihnen die Gegend zeigen. Das Meer hatte aber einen schlechten Tag und war extrem missgelaunt, wie die Brasilianer in ihrer blumigen Sprache so schön meinten. Es kam über die Felsen nach oben und holte sich drei Menschen, von denen einer nicht wieder aus dem Meer zurückkam. Zumindest nicht lebend.

Später sahen wir dann ganz in unserer Nähe eine Prozession. Eine Familie erschien am Strand und nahm die Unglücksstelle in Augenschein. Es wurde viel geweint, besonders von einer Frau, die von anderen als Schwester des Opfers bezeichnet wurde. Es ist gefährlich, dieses Meer, und wenn man die Schilder ignoriert, die einen davor warnen, um etwas schönes zu sehen, dann kann man eben auch dafür bestraft werden. Aber so ist der Brasilianer, der würde eher gehen, um sich was schönes anzuschauen, auch auf die Gefahr hin, dass er dabei einen Unfall erleidet.

Abgesehen davon, was es aber ein schöner Tag. Wir machten einen Strandspaziergang und gingen auf den anderen Strand rüber, den größeren, der hier wohl recht bekannt ist. Er heißt Riviera und sieht auch fast so aus, auf der einen Seite die übrigen Hochhäuser, in denen sich die etwas betuchteren ihre Appartements gesichert haben, um jeden Tag an den Strand kommen zu können. Auf der anderen Seite eine Bucht mit Strand rundherum. Menschen, die joggen oder Radfahren, waren in der Überzahl. Im Wasser selbst, waren fast nur Surfer. Wir gingen dann wieder auf unsere Seite rüber, an den etwas kleineren Strand, der aber auch die kleineren Wellen hatte und damit nicht nur was für Surfer war und machten uns auf den Weg ins Wasser.

Das Meer war angenehm kühl, der Wind desgleichen, wenn der nicht ging, war es aber schon fast unerträglich warm. Wir haben viel Sonnencreme verbraucht und auch das Zelt noch aufgebaut und uns so einigermaßen geschützt, aber angesichts der merkwürdgen Verhältnisse hat sich jeder einen Sonnenbrand geholt, selbst die etwas erfahreneren Brasilianer. Mich selbst hat es vor allem an den Beinen erwischt, aber die Schmerzen lassen bereits nach und es sieht schon wieder besser aus. Irgendwie passiert mir das immer in Bertioga. Letztes Mal, im März, kurz nach Ostern, hatte ich an dem Strand auch ein Problem und zwei Tage darauf in Santos kein einziges. Naja, vielleicht lerne ich es ja doch mal. Ist aber auch schwierig, wenn man trotz Lichtschutzfaktor 50 bzw. 60 einen Sonnenbrand kriegt.

Die Brasilianer waren gut ausgerüstet. Sie hatten Cocosnüsse dabei, deren Kokosmilch „Agua de Coco“ wir dann direkt am Strand getrunken haben. Es war eiskalt, wie es der Brasilianer gern hatte. Abgesehen davon natürlich auch Cola und Guarana sowie Bier. Und zu essen gab es Sandwiches, von denen die Kollegen gleich richtig viele gemacht hatte. Sind ja auch viele Leute, die da Hunger haben werden. Wem das nicht reichte, der konnte auch Chips und Kekse essen. Und sich unter dem Zelt vor der Sonne in Sicherheit bringen. Und natürlich immer mal wieder ins Wasser flüchten, um sich abzukühlen, denn warm war es schon am Strand von Bertioga.

Als wir dann fertig waren, ging es in die Autos und zurück nach Hause und erst dort haben wir geduscht, denn die Duschen, die es dort in der Nähe gab, waren nicht sonderlich sauber und viel zu teuer. Da spart man sich das lieber für zu Hause auf.

Ja, das dürfte der letzte Ausflug an den Strand für dieses Jahr gewesen sein. Über Paraty werde ich noch berichten, das sind schöne Geschichten, die wir dort erlebt haben. Für die benötige ich aber etwas mehr Zeit :-).

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