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Der Fussball von seiner hässlichen Seite

Schon merkwürdig, diese Europa-Liga. Da spielt BVB in einer richtig schweren Gruppe und fliegt knapp raus, während der VFB wohl so ziemlich die leichteste Gruppe hat, die man sich wünschen kann, und ist souverän weiter. Das ist natürlich der Auslosung geschuldet und weder der BVB noch der VFB kann was dafür, höchstens noch dafür, was sie draus gemacht haben. Aber für den BVB war das gestern gegen abgezockte Spanier schon ziemlich ärgerlich und man muss leider anerkennen, dass der BVB gerade in der zweiten Hälfte so gar nichts aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Da waren die Jungs aus Spanien wohl zu abgezockt.

Insofern kann man den Vorwurf, hier nicht ausreichend gespielt zu haben, eigentlich nur dem BVB machen. Trotzdem hat mich masslos geärgert, wie Sevilla hier auf Zeit gespielt hat. Und der Schiedsrichter schien hier überfordert zu sein, denn von den fünf Minuten angeblicher Nachspielzeit, wurde ja nun allenfalls eine gespielt. Da nicht konsequenter mit Karten zu arbeiten für die Verzögerungen, ist nun wirklich nicht nachvollziehbar. Zumindest der Torhüter mit seinen minutenlangen Abschlägen, hätte da gelb-rot kriegen können. Und ein paar schauspielerische Leistungen von unmotiviert plötzlich zu Boden sinkenden Spielern im Trikot der Spanier war schon Oskarverdächtig. Wie gesagt, das enthebt den BVB nicht von seiner Verantwortung für die nicht vorhandenen Torchancen in der zweiten Halbzeit. Aber so soll Fußball nicht sein. Das will niemand sehen.

Da lobe ich mir das, was ich kurz darauf auf Sport1+ gesehen haben. Eine Aufzeichnung nämlich vom Monday Night Football Spiel der NFL aus den USA. Da spielten die Baltimore Ravens in Housten gegen die Texans. Sie hatten die Tecans gut im Griff, waren erst mit 21:0 vorne, dann mit 28:7 und es sah nicht aus, als könnte das Spiel noch spannend werden. Wurde es aber, denn als Matt Schaub, der Quaterback, nicht nur zwei Drives per Fieldgoal abschließen konnte, sondern dann noch im letzten Viertel zwei richtig geniale drives auspackte, war es plötzlich 28:28 unentschieden und ging in die Verlängerung. Der erste dieser genialen Drives ging über 99 Yards und endete mit Touchdown und anschließendem Fieldgoal, wonach nur noch acht Punkte Rückstand waren. Die wurden dann in einem zweiten Drive über 95 Yards eingefahren, erst durch Touchdown, danach durch 2-point-conversion. In der Verlängerung ging das Spiel zwar dann leider verloren, aber dass es noch mal so spannend wurde, war den Texans zu verdanken, die hier noch mal alles auspackten, was sie drauf haben. Nicht so, wie der BVB halt. Und vor allem war hier keine schauspielerische Leistung zu bewundern, sondern einfach nur guter Sport. Das ist schon ein Unterschied zum Affentheater Fussball, dass hier immer mehr zur Show verkommt und so auch immer weniger interessant wird. Bin gespannt, wie lange man diese Blase noch aufrecht erhalten kann.

Erstaunlich ist dabei, dass auch in den USA der Amercan Football immer mehr zum Event verkommt. Aber trotzdem kommen die Amerikaner damit irgendwie besser klar. Hier hat der Fussball nachholbedarf und zumindest was das Vermeiden schauspielerischer Leistungen angeht, kann man sich gerne was im englischen Fußball abschauen.

Fußball-WM

Ich gebe es zu, auch ich freue mich schon drauf und lasse mich natürlich vom WM-Fieber gerne anstecken.

Eines allerdings geht auch mir langsam auf den Keks. Sicher war das früher schon genauso, aber da ist es mir trotzdem noch nicht so unangenehm aufgefallen. Zum ersten Mal, dass es mir unangenehm auffiel, war wohl bei der EM 2008. Damals ging eine Werbekampagne los, eigentlich muss man sagen, sie brach über uns herein, dass es nur noch nervte. Jeder versuchte krampfhaft, für sein Produkt eine wie auch immer geartete Verbindung zum Fußball herzustellen. Und das beschränkte sich nicht mehr nur auf „klassische“ Fußball-Werbeträger wir Autos oder Bier, nein, sogar die Kleidung von kik wurde damit beworben, Coca Cola muss man jetzt nach jedem Tor trinken und wo man geht oder steht, geht einem auch irgendeine mehr oder weniger orginelle Werbung mit dem Fußball-WM Motto auf den Keks.

Das hat 2006 noch besser funktioniert, weil es da ein klein wenig auch symbolisierte, wie sehr sich das ganze Land mit der WM im eigenen Lande identifizierte. Und damals hat das auch wunderbar gepasst. Seither versucht man irgendwie, mal wieder einen Trend totzureiten. Und langsam nervt es auch nur noch, wenn einem jeder Becher, jede Socke, jedes gut, das man käuflich erwerben kann (und da gibt es eine Menge) im Design der deutschen Fahne entgegen grinst. Wenigstens bleibt es im Moment noch auf die WM beschränkt, dass wir unseren Nationalstolz so ungehemmt leben. Mehr wäre auch inflationär und es ist ja nur alle zwei Jahre ein Event dieser Größenordnung. Aber nerven tut es schon. Und seit einiger Zeit, sicher nicht erst seit dem Gewinn der Wahlen durch schwarz-gelb, prangt einem auch ein immer ungehemmterer Kommerz entgegen, egal, wo man sich bewegt, man wird be- und umworben.

Da ist die WM sicher nur die Spitze des Eisbergs. Aber eine Spitze, die einem sichtlich auf die Nerven geht.