Gründe für den Atomausstieg

Da überschlagen sich die Horrormeldungen aus Japan und man kommt sich vor wie in einer Mischung aus Katastrophenthriller und Science Fiction. Und da haben wir immer gedacht, dass das nicht möglich wäre. So kann man sich der Selbsttäuschung hingeben. Das ist natürlich nun um einiges schwieriger geworden, sieht man, was da passiert, wird einem schnell klar, dass wir hier schon mit dem Feuer spielen.

Umso unverständlicher, dass es immer noch Diskussionen darüber gibt, ob die Kernkraft nicht doch eine Alternative ist. Ich meine, das ist ja jetzt nicht so, wie beim Rauchen. Blenden wir für einen Moment aus, das man beim Passivrauchen auch mit geschädigt wird. Aber das Rauchen selbst, da kann man selbst entscheiden, ob man das tut, oder nicht. Raucht ein anderer, kann ich immer noch weg gehen und so versuchen, der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Das ist bei der Atomkraft aber etwas schwieriger. Wie soll ich etwas ausweichen, das ich nicht sehen kann? Das sich schnell und umfassend ausbreiten und alles töten kann, was sich auf diesem Planeten bewegt?

Wie kann man nur die Arroganz besitzen, das für alle entscheiden zu wollen? Ich wurde nicht gefragt, ob mir das Risiko nicht vielleicht zu groß ist. Da melken ein paar Strombosse die Gebührenzahler mit Rückendeckung der Regierung, und das nicht zu knapp, und erzählen uns hinterher noch, dass das ja nur zu unserem Besten sei. Und die Meldungen, dass die plötzlich geläuterten Granden der Regierungsparteien ja jetzt alles tun, um die Gefahren der Atomkraft zu minimieren um dann vielleicht doch schneller aus der Kernkraft auszusteigen, ist doch nur Hinhaltetaktik.

Ich finde es schon selbst entlarvend, dass man den Grünen jetzt vorwirft, Wahlkampf auf Kosten der Opfer zu machen. Die Grünen machen eigentlich nur das, was sie schon immer gemacht haben: Sie warnen vor den Gefahren dieser Form der Stromerzeugung und verlangen den Ausstieg aus dieser Risikotechnologie. Und das mit teilweise wirklich guten Argumenten, da braucht man keine Katastrophen zusätzlich zu bemühen. Wer das jetzt instrumentalisiert, um seine Landtagswahlen nicht in Gefahr zu bringen, sind doch die Vertreter der Regierung. Aber so funktioniert halt Politik: Gezieltes Verwirren und drauf setzen, dass es der dumme Wähler nicht bemerkt.

Ich persönlich finde, es gibt für regenerative Energien ein gewichtiges Argument: Bereits jetzt, wo diese lediglich einen Anteil von ca. 17% am Strommix ausmachen, gibt dieser neue Industriezweig ca. 340.000 Menschen eine Arbeit. Während die Atomkraft das für gerade mal 30.000 Menschen schafft. Das müsste doch ein Grund sein, den sogar die Vertreter der Regierungsparteien verstehen. Selbst wenn man den Aspekt des Risikos mal ganz ausblendet. Und im übrigen bin ich auch der Meinung, es geht ja nicht nur darum, wie wahrscheinlich so ein Szenario ist (wahrscheinlicher, als uns Recht ist, wie man grade sieht). Es geht auch darum, wie schlimm der Unfall dann wirklich werden kann. Wenn das Resultat eines Unfalls das mögliche Ende der Menschheit ist, dann sollte man damit nicht spielen. Das denke ich und ich finde es gut, dass in diesem Zusammenhang auch endlich mal auf den Tisch kommt, dass in Tschernobyl auch jetzt, 25 Jahre später, noch nichts in Ordnung ist. Da ist nach wie vor noch alles verstrahlt, leben Menschen von Nahrungsmitteln, die auf Böden wachsen, die auf Jahrhunderte hinaus radioaktiv verseucht sind. Und leben mit relativ hohen Krebsraten. Und trotzdem gibt es immer noch Leute, die das als Argument nicht gelten lassen. Kann ich echt nicht nachvollziehen, so was.

Aber letzten Endes gibt es da nur eine Möglichkeit: Den Ausstieg aus der Atomkraft sofort vollziehen. Das kann, wie ich gerade am  herausfinden bin, jeder schaffen, und zwar sofort. Man muss lediglich seinen Stromanbieter wechseln und über die Stromanbieter, die aus regenerativen Energien Strom liefern, recherchieren. Dann findet man in der Tat welche, die das, was sie aus den Stromgebühren einnehmen, nur in regenerative Energien investieren. Dass dem so ist, habe ich inzwischen herausgefunden für die EWS, die greenpeace energy, Lichtblick und die naturstrom AG. Und ich bin mir fast sicher, dass ich zu einem solchen Anbieter wechseln werde. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, weil man Kündigungsfristen beachten muss und überhaupt erst mal schauen muss, wie der Vertrag mit dem derzeitigen Stromanbieter ausgestaltet ist. Aber immerhin die Beauftragung ist einfach und geht zumeist direkt über das Internet, die Kündigung beim alten Stromanbieter wird dann vom neuen meistens auch noch durchgeführt. Und so viel mehr, als ich jetzt bezahlen, zahle ich bei einem der genannten vier auch nicht. Oft ist es auch so, dass gerade bei denen die Grundgebühr pro Monat niedriger ist, als bei den großen Stromkonzernen. Das gibt einem dann die Möglichkeit, durch Strom sparen noch zusätzlich Geld zu sparen. Auf den Internetseiten der Anbieter gibt es dementsprechend auch jede Menge Tipps, wie man Strom einsparen kann. Eine überlegenswerte Alternative, mit der jeder individuell ein Zeichen setzen kann.

* Disclaimer: Ich werde von den genannten Anbietern nicht gesponsored. Es ist mir nur ein persönliches Anliegen, das mitzuteilen. Derzeit bin ich beim Anbieter „Cleverle Sparstrom“, ein Tarif, der von den Landsberger Elektrizitätswerken (LEW) angeboten wird. Selbige sind Teil der RWE und ich werde sicher nicht bei einem der Betreiber bleiben, die Atomkraftwerke betreiben. Die EnBW kommt aus ähnlichen Gründen natürlich ebenfalls nicht in Frage. Und die SWU hat zwar einen Naturstrom-Tarif im Angebot, aber bietet zusätzlich immer noch Tarife an, die sich aus Atomstrom speisen. Letztendlich kann ich nicht verhindern, dass mir Atomstrom geliefert wird. Ich kann aber darauf achten, wem ich das Geld dafür gebe und wenn der Anbieter seine Einnahmen in regenerative Energie investiert, dann hilft mir persönlich das ungemein. Da es aber jede Menge Anbieter gibt, die sich das Öko-Label selbst geben, ist es nötig, sich selbst ein Bild zu machen.