Ich hatte heute das eher zweifelhafte Vergnügen, auf irgendeinem Weg den rechten Vorderreifen meines Wagens zu beschädigen. Das führte dazu, dass ich bei Tempo 100 auf der Autobahn leicht ins Schlingern kam. Schlimm genug, dabei war ich aber auch noch am Drackensteiner Hang unterwegs, wo man ein Nichts von Standstreifen hat und sich auf der rechten Fahrspur die LKWs nach oben quälen. Wenn man dann mal auf 80 runtergeht, handelt man sich auf der Überholspur schnell den Zorn der Autofahrer ein. Falls einer, der da war, hier mitliest – sorry, aber ohne Luft im Reifen ist das alles nicht so einfach …
Ein Glück, ich fand eine Lücke zwischen den LKWs und eine Einfahrt in einen Parkplatz, die ich erleichtert nutzte, und kriegte das schimmende Auto zum stehen. Ausgestiegen und auf die Bescherung geschaut – das Ding war so platt wie ich, nachdem mein Herzklopfen nach der Schimmerei mal nachgelassen hatte. Ich hab mir den Reifen angeschaut – einen Nagel hab ich keinen drin gefunden. Weiß der Geier, was da war, auf jeden Fall war das Loch groß genug, dass die ganze Luft entwichen ist.
Im Wagen fand sich ein Notrad mit dem netten Vermerk, dass man die 80 nicht überschreiten soll, falls man tatsächlich die Absicht hat, sich auf das Ding einzulassen, und doch bitte nicht weiter als 200 km damit fahren soll. Ich hatte noch knapp 40, das sollte also schon reichen, aber Vertrauenerweckend ist anders. Wenigstens war das Ding relativ neuwertig. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig.
Da es ein Mietwagen war, habe ich natürlich mit der Firma gesprochen. Die gaben mir grünes Licht für einen Selbstwechsel und erwarteten mich dann so bald wie halt möglich bei der Anmietstation. Ich hab dann den Wagenheber aus seinem Styroporgefängnis befreit und den Wagen aufgebockt. Als der Reifen knapp Luft unter sich hatte, wollte ich die Schrauben lösen. Nette Alufelgen, in denen die Schrauben so verschwanden, dass man sie nicht mehr gesehen hat, waren auf dem Wagen. Dumm nur, dass man so erst auf den zweiten Blick sah, dass da noch Gummiüberzüge drauf waren. Die mussten also erst mal runtergefummelt werden und dann konnte man ran an die Schrauben. Bei vieren von den fünf war es auch einfach, aber bei der fünften hab ich doch erst mal blöd geguckt. Da war eine recht merkwürdige Schraube drauf, für die sich ein Aufsatz in dem Styroporwerkzeugkasten fand. Dann ging auch die letzte Schraube auf und der Reifen fiel mir entgegen.
Nix zu erkennen, kein Nagel in dem Teil. Naja, flach war er trotzdem. Also wacker in den Kofferraum gewuchtet und den schmalen Ersatz neben die Achse gelehnt. Wer das schon mal gemacht hat, weiß, dass eines der größten Probleme die Fixierung des Reifens auf er Nabe ist, wenn noch keine Schrauben drin sind. Und wenn man Pech hat, und das Gewinde nicht greifen will, kommt man schnell ins Schnaufen. Nachdem ich lange genug geschnauft hatte, hatte ich dann endlich die Schrauben mal in die dafür vorgesehen Gewinde gedreht, so dass der Reifen hielt. Und dann hab ich mal langsam angezogen. Bevor ich festgezogen hab, hab ich den Reifen dann wieder runtergelassen und mir mein Werk skeptisch angeschaut. Man muss dazu wissen, dass ich die letzten Jahre meine Reifenwechsel per Unterstützung durch dafür vorgesehene Reifenwerkstätten erledigen ließ und mir irgendwie selbst nicht so getraut habe. Aber heulen hilft nix, also hab ich die Muttern festgezogen, so dass ich sie nicht mehr so ohne Weiteres wieder aufgekriegt habe, die Gummiüberzüge über die Schrauben gedrückt und mir noch mal den Reifen angeschaut. Naja, nix zu sehen. Blöd das, leer war er aber trotzdem.
Wenigstens hatte ich Wasser dabei, also hab ich erst was getrunken und dann ein wenig über die Hände geschüttet, weil die doch recht dreckig von dem Reifen waren. Dann das Werkzeug wieder sauber verstaut und rein in den Kofferraum. Nach einer Viertelstunde konnte ich weiter fahren und war durchaus erleichtert, dass das so ohne Weiteres geklappt hat.
Ich hab mich zögerlich in Fahrt gesetzt und bin dann gehn Anmietstation geschlichen, wo ich ein Ersatzfahrzeug übernommen habe. Alles gut gegangen und rückblickend betrachtet, bin ich bei den Regenschüttern der letzten Tage doch recht dankbar gewesen, dass gerade in diesen verschwitzten Minuten die Sonne freundlich gelächelt hat. Mir war zwar eigentlich warm genug, aber dankbar war ich trotzdem.
Wenn man viel unterwegs ist, erlebt man wirklich was. Und so nahe an der Autobahn ist das schon ein Erlebnis. Eines, das man nicht haben muss, an dem man aber durchaus wachsen kann. Wenigstens etwas. Und jetzt geh ich erst mal den Ford Focus Turnier ausprobieren, den man mir jetzt überlassen hat.