Man kann es ja schon fast nicht mehr hören, dieses Präsidenschafts-Gedöns in den USA. Aber andererseits ist die Frage natürlich auch irgendwie wichtig, wer wird denn nun die Kontrolle haben? Und wird das dann eher gut für uns sein, oder eher schlecht?
Was auf jeden Fall auffällt, ist die Tatsache, dass es jeder schon zu wissen glaubt. So, wie die Umfragen stehen, kann ja eigentlich nur einer der neue Präsident sein, der, wie man außerdem betont, erste schwarze Präsident der USA. Fraglich ist hierbei nur, ob Amerika wirklich schon bereit dafür ist? Das werden wir alle am 4. November erfahren, wenn es an die Wahlurnen geht, der Tag sich langsam dem Ende zuneigt und wir unserer Zeit mitten in der Nacht die Ergebnisse auf CNN über die Bildschirme flackern sehen. Oder auf n-tv oder N24 oder vermutlich allen anderen Sendern auch, die ihr Profil ja mittlerweile so weit angenähert haben, dass man sie kaum noch voneinander unterscheiden kann.
Was auch immer dann das Ergebnis sein wird, eines ist jedenfalls klar: Wir werden es erst dann wirklich wissen. Ob das letzte Duell jetzt wirklich der Schlüssel für Obama ins Weiße Haus war, oder nicht, das wird sich erst noch herausstellen. Denn vielfach wird auch spekuliert, dass die Umfragen vielleicht viel weniger aussagen, als da steht. Dass viele sich allein in der Wahlkabine doch noch umentscheiden werden, weil sie im letzten Moment doch davor zurückschrecken, mit einer solchen Entscheidung Tatsachen zu schaffen. Oder auch umgekehrt, wer in einer überwiegend weißen Gegend lebt, bekennt sich vielleicht gar nicht dazu, dass er heimlich doch Obama unterstützt.
Wie auch immer, klar ist nur, dass keiner so richtig einschätzen kann, was man erwarten muss. Demokraten waren selten in der Rolle des klar führenden Präsidentschaftsbewerbers, deswegen muss die gegenwärtige Situation auch gar nichts bedeuten. Klar ist nur, wenn Obama diesen Vorsprung aus irgendwelchen Gründen nicht nutzen kann, dann kann das durchaus dafür sorgen, dass die dunkelhäutige Bevölkerung der USA den Glauben in „the american dream“ verliert. Und den Eindruck gewinnt, dass dieser auch Grenzen hat.
Welche Auswirkungen das auf die USA haben könnte, ist noch gar nicht absehbar.
Gefährlich ist auch die Zündelei, die von McCains Anhängern zum Teil betrieben wird. Es geht gar nicht mehr darum, wer hier fähig für das Amt ist. Es wird nur noch eine Schmutzkampagne gegen Obama gefahren. Dazu passt auch, dass bei den Briefwahlen, die bereits jetzt, vor der Wahl, beginnen, in New York anscheinend Wahlzettel aufgetaucht sind, auf denen nicht Obama als Kandidat aufgeführt war, sondern Osama. Soll hier etwas suggeriert werden? In den Botschaften, die McCain gerade so ausstrahlt, kann man diesen Eindruck sehr wohl gewinnen.Und die aufgeheizte Stimmung, die schon sehr deutlich gegen Obama als Mensch gerichtet ist, sollte einem vielleicht auch zu denken geben. Nicht umsonst, bremst sogar McCain seine Anhänger und verteidigt auf den eigenen Veranstaltungen zum Teil sogar den Konkurrenten, weil wohl auch er erkennt, dass dieser Weg gefährlich ist.
Zu hoffen bleibt nur, dass Obama nichts passiert. Und das den USA nichts passiert, was die Meinung der Amerikaner ändert. Denn die ist im Moment anscheinend eindeutig: Veränderung ist nichts schlechtes. Eventuell probieren sie es tatsächlich. Spannend wird es auf jeden Fall, und das wohl nicht nur am 4. November.
Sondern auch danach.
Gerade danach.