Von den Spezialitäten hatte ich ja schon berichtet. Picanha ist etwas besonderes hier, eigentlich ein Steak, das auf brasilianische Weise zubereitet wird. Das bedeutet vor allem: Knoblauch, Salz und Grillen. Gut, aber nicht unbedingt für jeden Tag geeignet.
Das, was hier jeden Tag gegessen wird, ist in der Regel „Arroz/Fechao“. Arroz ist nichts geheimnisvolles, das ist einfach nur Reis. Und Fechao sind Bohnen, allerdings nicht unbedingt so, wie wir das kennen. Es sind weiße Bohnen in einer braunen Soße, die nach „Carioca“-Art zubereitet werden, also praktisch auf eine Weise, die ursprünglich in Rio de Janeiro erprobt wurde.
Das schmeckt nicht schlecht und in dieser Hinsicht ist mein Schwiegervater Traditionalist. Diese beiden Dinge müssen Bestandteil von allem sein, was er so zu sich nimmt, sonst war das Essen nicht gut.
Neben diesen beiden Elementen, ist das essen allerdings flexibel. Es kann durchaus sein, dass noch mehr Beilagen dabei sind, in der Regel Nudelgerichte (Lasagne, Gnocchi und Co.). Darüber hinaus, gibt es natürlich etwas mit Fleisch. Das kann entweder Rindfleisch sein (nicht unbedingt als Picanha, man kann Steak auch anders zubereiten). Oder, wie gestern, „Frango assado“, also gegrilltes Huhn. Oder besser: Im Ofen gedünstetes Huhn. Das ist durchaus gut, aber gewöhnungsbedürftig. Das Huhn ist nämlich komlett, sprich, da blicken einem auch die Hühnerfüße entgegen und das ist nun schon etwas merkwürdig. Wenigstens muss man sich hier nicht so viele Gedanken darüber machen, was denn mit halbgarem Essen ist. Denn in der Regel, gibt es so was nicht. „Bem passado“ heißt eigentlich sogar mehr als durch und ist die Art, wie viele Brasilianer ihre Speisen lieben. Übersetzt heißt das eigentlich sogar, dass das Essen bereits dunkle Stellen hat, was wir bei uns eigentlich gar nicht gut finden.
Bei den Getränken ist das ähnlich. „Bem gelado“ heißt wörtlich übersetzt „Gut kalt“. Tatsächlich beschreibt das einen Zustand, kurz bevor das Getränkt sich in Eis verwandelt. Also nicht nur kalt sonder nahe am Gefrierpunkt. Für den normalen Mitteleuropäer, ist das natürlich schon etwas viel. Aber man kann natürlich auch warten, bis das Getränk etwas wärmer ist. In dem Klima hier, geht das in der Regel schnell und ist vielleicht auch mit ein Grund für das „Bem Gelado“.
Überhaupt ist hier der Kühlschrank viel wichtiger, als etwa bei uns. Werden in Deutschland die Kühlschränke in die Küchenfront integriert und damit oft auch kleiner gemacht, ist es in Brasilien eher umgekehrt. Der Brasilianer kauft sich einen gigantischen Kühlschrank und baut dann den Küchenschrank drum herum, was auch bedeutet, dass die Küchenschränke in der Regel eine große Aussparung für den Kühlschrank haben. Dabei sind das zumeist auch Kühl- und Gefrierkombinationen. Einen zusätzlichen Gefrierschrank, schließt das natürlich nicht aus. Bei den vor allem im Sommer in der Regel etwas höheren Temperaturen, ist das aber nachvollziehbar. Zumal auch im Winter die Temperaturen normalerweise deutlich über dem Gefrierpunkt liegen.
Noch ein Wort zum Wetter: Ich hab keine Ahnung, ob ich das in dem KLM-Flieger als Handgepäck mit dabei habe, oder eher aufgegeben habe, aber es scheint, als hätte ich einen Teil des deutschen Wetters hierher importiert. Nachdem es gestern Abend zum Teil noch heftig geregnet hat, ist heute zwar kein Regen, aber dafür ist es merklich kühler geworden. Das hilft zwar beim nächtlichen Schlafen (auch wenn ich heute irgendwie nicht besonders gut geschlafen habe), aber man muss langsam doch drüber nachdenken, die kurzen Hosen wieder weg zu packen und stattdessen lieber eine lange zu nehmen. Ich hoffe, das entwickelt sich nicht zum Dauerzustand. Mein Bedarf an schlechtem Wetter wird in Deutschland bereits ausgiebig gedeckt, da kann ich das hier nicht auch noch brauchen ;-).
Gestern waren wir noch im Carrefour, das ist praktisch der Real hier. Es gibt viele solcher gut sortierter Einzelhändler hier, die praktisch alles haben. Interessant sind die Mitarbeiter auf Rollschuhen, die in den Läden tätig sind. Gibt es ein Problem, werden die gerufen. Ihre Aufgaben scheinen vielfältig. Zum Beispiel werden sie losgeschickt, wenn es drum geht, Preise zu recherchieren. So wollten wir uns Strandstühle besorgen und hatten welche für um die 22 Real gefunden. Leider erweis sich an der Kasse, dass die mit 54 Real gescannt wurden. Um festzustellen, was nun stimmt, wurde eine von den Rollergirls losgeschickt, die uns einen Stuhl mit genau diesem Preis präsentierte. Sie meinte, dass das öfters passiert, weil sich die Leute die Stühle genau anschauen und hinterher an den falschen Platz zurückstellen. Es waren aber mehrere Schachteln dort, die mit 22 Real ausgezeichnet waren und denselben Typ von Stuhl enthielten. Wir haben uns dann entschlossen, die Stühle erst mal im Laden zu lassen und uns vielleicht noch mal umzuschauen, ob wir nicht auch andere Stühle finden. Aber die „Rollergirls“ sind schon eine heiße Sache. Weil sie schneller sind, als alle anderen, werden sie in den Läden praktisch als Boten eingesetzt und müssen auch das Beschwerdemanagement mit übernehmen. Das würde ich gerne mal bei uns sehen, wo gewisse Personen schon graue Haare kriegen, wenn außerhalb von Gebäuden Leute Rollschuhe benutzen … da wäre so was sicher undenkbar :-).