Der Mythos von den „exklusiven“ Inhalten

Alle reden davon, einige tun so, als hätten sie sie sogar – die exklusiven Inhalte. Das bezieht sich  hauptsächlich auf Pay-TV Anbieter wie Sky oder auch die IPTV Plattform T-Home. Schön wäre es ja, immerhin würde dann wirklich jemand nur wegen dieser Sache bei einem der Anbieter landen.

Aber wo haben die denn wirklich „exklusive“ Inhalte? Filme landen heutzutage zuerst im Kino, dann auf DVD, parallel dazu im Pay-TV auf Plattformen wie Sky-Select, wo relativ aktuelle Filme gegen Zusatzgebühr bereits vorab zu sehen sind. Wer es dort nicht schaut, wartet dann auf die „Cinema“-Sender, also die Pay-TV Sender, in denen immer noch relativ aktuelle Filme zu sehen sind. Wie bei Sky Cinema zum Beispiel, wo die Filme so etwa ein Jahr nach der Kinopremiere zu sehen sind. Dort werden sie dann relativ werbefrei durchgenudelt und irgendwann nicht mehr gezeigt. So zwei bis drei Jahre nach ihrer Kinopremiere, landen sie dann im Schlusslicht der Verwertungskette, bei Sendern wie RTL, Pro Sieben, Sat1 und ab und zu sogar bei ARD und ZDF.

Wie angesichts dieser Verwertungskette RTL, Sat1 und Pro Sieben drauf kommen, dass man ihre Sender auch noch irgendwie verschlüsseln müsste, und das sogar noch mit der Begründung, die Inhalteanbieter wollten das so, versteht keiner so richtig. Klar, die Hollywood-Studios machen solche Auflagen. Komischerweise aber nur in Deutschland, woanders nicht. Und selbst mit Auflagen, ist es nicht verständlich. Der Bedarf an Filmen, die durch ein riesiges Senderlogo entstellt sind,  keinen Abspann enthalten (wie ein kupierter Hund, dem man das Schwänzle abgeschnippelt hat), mit Werbung zugedröhnt sind und dazu noch Teile fehlen, der ist irgendwie nicht sonderlich groß. Ohne mich damit auszukennen, behaupte ich jetzt einfach mal, dass man solche Ware auf den Tauschbörsen dieser Welt eher nicht zu sehen kriegt.

Nein, da kriegt man eher die Kopien von den Bluray-DVDs oder sogar die Kopien, die an die Kritiker oder Oscar-Juroren gegangen sind, zu sehen. Schon lustig, dass sich da die Industrie eigentlich irgendwie selbst beklaut. Bestraft wird dann der gemeine Fernsehzuschauer, der den Film eigentlich nur sehen will, aber mit Gängelmechanismen bestraft wird, die seit den ersten Digitalboxen ins Kraut schießen.

Ja, und da kommen dann die Inhalteanbieter mit ihren „exklusiven“ Inhalten an. Klar, wer seine Kunden mit Werbung, zerschnippelten Filmen und fehlendem Abspann sowie fehlendem Inhalt genug verärgert hat, der sucht dringend andere Gründe, warum der geneigte Fernsehzuschauer seine „Inhalte“ (die ja in aller Regel in erster Linie aus Werbung bestehen – der Rest des Programms ist doch lediglich Staffage) noch angucken soll.

Also erfindet man erst mal neue Fernsehstandards. Digital war einer von ihnen. Heute meist als DVB abgekürzt – Digital Video Broadcast. Gibt es in drei Geschmacksrichtungen: DVB-T, also terrestrisch, ist das Format, das über die Antenne ausgetrahlt wird. Wer noch eine solche hat, weiß, dass man das Signal nur noch digital empfangen kann, der analoge Vertriebsweg ist abgeschaltet. DVB-C und DVB-S stehem demnach für Kabel (englisch Cable) und Satellit. Letztere sind eventuell interessanter, was mehrere Gründe hat. Zum einen haben auf Kabel und Sat halt nun mal mehr Sender Platz, als über die Antenne. Und zum anderen, sind mehr Anbieter von Fernsehen an den Vertriebswegen interessiert. Über die meisten Antennen, werden ja gerade mal die Öffentlich-Rechtlichen Programme ausgestrahlt, neben den klassischen drei (ARD, ZDF und Drittes) heute auch die Digitalen. Die privaten Anbieter, sind da aber eher selten vertreten. Und das hauptsächlich deswegen, weil sie ihr Angebot gerne Grundverschlüsselt hätten. So, dass sie über die Verschlüsselung gleich mitentscheiden können, was der Zuschauer mit dem Signal machen kann, das er empfängt. Nämlich in der Regel gar nix. Wenn er Glück hat, darf er es wenigstens anschauen, aber bei den heutigen Mechanismen ist nicht immer garantiert, dass das auch wirklich funktioniert.

Über Kabel und Satellit, ist man da weiter. Da gibt es wirklich einige Programme (im Kabelnetz in Baden-Württember so gegen 330). Über Satellit naturgemäß noch mehr, über den strahlen ja nicht nur die in Deutschland interessanten Anbieter aus, sondern praktisch weltweite Anbieter ebenfalls.

Im Kabel kann man schon froh sein, dass von den 330 Anbietern über 100  noch frei empfangbar sind. Wenn es nach Kabelbetreiber oder Anbietern geht, wird das bald weniger. Vielleicht beschränkt es sich gleich ganz auf die Programme der öffentlich-rechtlichen Anbieter in Deutschland, die privaten haben nämlich ebenfalls die Idee, ihre Inhalte verschlüsselt und gegen Gebühr anzubieten. Da man für die Inhalte an der Supermarktkasse schon genug zur Kasse gebeten wird, heißt das auch nur, dass das Fernsehen der privaten teurer wird. Inwiefern sie damit besser, als die öffentlich-rechtlichen sind, erschließt sich mir nicht so ganz, vor allem vor der Hintergrund der Werbeüberflutung, die da stattfindet.

Ja, und wo sind nun die exklusiven Inhalte? Zum Beispiel bei Sky. Da kann man die Bundesliga gucken. Oder halt auch nicht, wenn man sich das nicht leisten will. Über T-Home Entertain geht das mit dem Zusatzpaket „liga total“ aber ebenfalls – allerdings nur, wenn man das auch wirklich empfangen kann. Exklusiv ist das aber nicht, denn es gibt genug alternative Wege, wie man die Information erhalten kann. Erst wenn das Internet auch abgeschaltet wurde, wäre es wenigstens so was ähnliches wie exklusiv. Aber dann muss es einen auch noch so interessieren, dass man bereit ist, dafür zu bezahlen.

Bei vielen Dingen merkt Sky recht schnell, dass die Exklusivität nur ein Mythos ist. Und so lange man über Satellit an solche Programme wie Al Jazeera Sport kommen kann, die auf acht oder neun Kanälen jede Menge Sport anbieten und so eigentlich Sky zeigen, wie Pay-TV richtig gemacht wird, und auf diesem Anbieter eben auch die Fussball Bundesliga geguckt werden kann – ganz zu schweigen von der Champions League und dem US-Sport und jede Menge mehr Sport – so lange kann Sky und T-Home nach Exklusivität suchen, ohne sie zu finden.

Da bleibt dann halt nur HD. Aber da wartet man ja auch zu, will das Signal grundverschlüsseln und den Zuschauer nichts mehr mit der Ware TV anfangen lassen. Wenn die Kollegen nicht bald begreifen, dass das klassische „Verabredungsfernsehen“ ohnehin so gut wie tot ist, dann werden sie bald merken, wie das mit der Exklusivität ist. Dass die nämlich keinen interessiert, wenn sie so lieblos und auf reines abkassieren ausgelegt produziert wird, wie das derzeit der Fall ist.

Eines haben die nämlich alle vergessen. Ohne Inhalte ist das alles nichts, das ist schon korrekt. Aber ohne Zuschauer, die ohne große Probleme mit verschiedenen Receivern, mit denen man sich erst mal auskennen muss, und Gängelungsmechanismen nicht mehr an den Inhalt rankommen, ist das alles erst recht nichts.

Da hole ich mir meine Filme lieber aus der Videothek, so lange es die noch gibt. Und meinen Sport schaue ich mir im Internet an. Im Live-Stream. Das Ergebnis kriege ich so auch mit. Oder noch besser – ich mach die Glotze aus und genieße lieber mein Leben ohne TV. Mit echten Menschen und gratis. Oder wollen die Inhalteanbieter im TV für diese Form der Unterhaltung auch bald eine „Grundverschlüsselung“ einführen?

Wie hat neulich ein Kabarettist so treffend bemerkt? (War glaub Matthias Riechling in der Geburtstagsshow für 3Sat)Wie konnte der Orwell uns das antun? So schamlos zu untertreiben? Bitter ist, dass da ein Körnchen Wahrheit drin steckt. Exklusivität bringt keinem was, wenn man das alles eh nur unter erschwerten Bedingungen mit erhöhten Kosten schauen kann. Irgendwann ist halt das Limit der Einnahmenmaximierung erreicht und wenn die Kaufkraft der Deutschen ohnehin nachlässt, dann erst recht.