Elektronische Bücher

Es scheint wie ein Widerspruch: ein Buch auf einen Computer laden und dort lesen. So hört man auch oft von denen, die gerne lesen, dass am Bildschirm lesen schrecklich sei. Es ermüdet schneller, als das Lesen in einem Buch und da ein Bildschirm auch aktiv strahlt, ist es natürlich auch kein Vergnügen, wirklich dicke Bücher und lange Texte dort zu lesen. Auch ist ein Buch immer noch die beste Form, um das, was man lesen will, mitzunehmen. Zumindest wenn es ein Taschenbuch ist, Hardcover können da schon eher belasten.
Diese Erfahrung mache ich immer wieder, wenn ich mal wieder für meine Firma auf Reisen gehe. Da ich das schon lange tue, suche ich auch schon lange nach einer Lösung dieses Problems. Trotzdem habe ich auf meinen Reisen immer ein paar Bücher oder Heftromane dabei, weil die leicht zu transportieren sind. Und lesen will ich, denn dort, wo ich hinreise, kann es auch sein, dass ich das Fernsehprogramm gar nicht erst verstehe. In Frankreich, im Ibis-Hotel in Vitré zum Beispiel, da gibt es nur wenige Sender, die nicht in französisch senden. Und diese Sprache ist mir noch nicht so geläufig, dass ich zum reinen Zeitvertreib auf französische Fernsehprogramme setzen kann. Zumal deren Programm dem geneigten Mitteleuropäer oft nicht so zusagt.
Alternativ gibt es Deutsche Welle TV, das einem aber spätestens nach einen Tag eher auf den Wecker geht, denn es wiederholt ständig und wechselt dazu auch noch zwischen der deutschen und der englischen Sprache. Für mich ist es kein besonders ansprechendes Programm, mit dem die deutsche Sprache auf der Welt verbreitet wird.
Aber wie auch immer, wenn die Alternativen fehlen, dann hat man schon mehr Zeit zum lesen. Wenn da nicht immer das leidige Problem wäre, die Bücher auch wirklich physisch mitzunehmen. Das kann man kaum vermeiden, so viel ist klar. Alternativen dazu, sind deswegen aber trotzdem begrüßenswert.
Seit Jahren habe ich deswegen bereits einen Palm, ein heute schon etwas älteres Modell, den m505. Das Problem dabei ist nun eher, auch die Inhalte zu finden. Wenn man sich für die Perry Rhodan Serie interessiert, findet man diese aber schon. Und auch eine Reihe von anderen Serien oder einzelnen Romanen, sind im Internet aufzutreiben. Ein weiteres Problem stellt aber das Format dar. Der Palm hat ein eigenes Reader-Format, in dem viele Bücher und Hefte verkauft werden. Dazu gibt es noch das pdf-Format, das Word-Format, das aber eher ungebräuchlich ist, das Mobipocket-Format, für das man aber wieder einen anderen Reader benötigt und so weiter.
Man braucht also eine Menge verschiedener Programme auf dem Rechner und dazu noch Platz, denn man muss die Bücher ja auch mitnehmen können. Mein m505 hat glücklicherweise eine Möglichkeit, SD-Karten zu verwenden. Da kann man also schon ein paar Bücher drauf packen.
Was also ist das Problem?
Am ehesten die I nhalte. Ich verstehe nicht so ganz, warum die e-Books im Vergleich zum physischen Buch fast dasselbe kosten müssen. Der preisliche Unterschied ist marginal und meines Erachtens, werden da Möglichkeiten verschenkt. Denn das sorgt natürlich dafür, dass ich mir sehr gut überlege, ein Buch zu kaufen. Was ich ebenfalls nicht verstehe, warum wird einem physisch existierenden Buch, das ich mir kaufen will, nicht einfach ein ebook beigelegt, so dass ich im Kaufpreis praktisch beides erhalte? Auf dem Regal macht sich das Buch dann gut und auf Reisen kann ich es elektronisch mitnehmen.
Aber das ist noch nicht das einzige Problem. Denn auch der Palm hat die unangenehme Eigenschaft des Rechners, dass der Bildschirm nur mit Strom funktioniert und Strahlung absondert. Es ist zwar angenehmer, als auf dem Bildschirm, aber es ist trotzdem immer noch ein Bildschirm.
Auf dem deutschen Markt sind elektronische Lesegeräte kaum verbreitet. Das liegt daran, dass die Hersteller in der Regel eher aus den USA (amazon mit dem Kindle) oder Japan (Sony) kommen. Und die wollen ein Lesegerät in Europa erst verkaufen, wenn es in den USA oder Japan schon richtig gut läuft. Deswegen sieht man vom Kindle hierzulande noch gar nichts, obwohl in den USA bereits die zweite Generation auf den Markt kommt. In Japan hingegen, scheint man langsam umzudenken. Der Sony PRS-505 jedenfalls wurde auf der Frankfurter Buchmesse bereits vorgestellt und soll jetzt zur Leipziger Buchmesse tatsächlich in die Läden kommen. Er hat einen großen Vorteil: Sein Bildschirm besteht aus ePaper. Das ist eine spezielle Art von Bildschirm, die keinen Strom benötigt, um eine Buchseite darzustellen. Damit benötigen sie Licht von außerhalb, damit man was drauf lesen kann, aber das ist kein Problem, denn bei einem Buch braucht man die ja auch. Nur beim umblättern, wird Spannung benötigt, denn das ePaper arbeitet mit Kugeln, die unterschiedlich gefärbt sind. Sie haben eine weiße und eine schwarze Seite und je nach dem, was da geschrieben stehen soll, wird die Kugel von der Spannung von weiß nach schwarz oder umgekehrt gedreht.
Interessant ist aber, dass selbst Sony lieber auf dem heimischen Markt testet. Denn dort gibt es den E-Reader schon länger. In Japan erscheint in Kürze das neue Modell, der Sony PRS-700. Deutschland kriegt also erst mal das Auslaufmodell. Aber immerhin bewegt sich langsam etwas.
Jetzt ist nur die Frage, welche Formate wird der Reader darstellen? Einerseits wird es wohl ein Format von Sony geben, das wohl auch mit dem von libri.de kompatibel ist. Aber werden auch andere Dateien darauf funktionieren? Und wenn ja, wie DRM-verrammelt werden die Dateien wieder sein? Denn dass die Buchindustrie nicht denselben Fehler machen will, der bereits Musik und Film Schwierigkeiten genug bereitet, ist nachvollziehbar.
Schön ist jedenfalls, dass es jetzt langsam doch spezialisierte Geräte gibt, mit denen man eine halbe Bibliothek mit auf Reisen nehmen kann. Denn für andere Anwendungen ist, der e-Reader für mich bisher kaum vorstellbar. Ich halte lieber ein echtes Buch in der Hand, das ist eine wesentlich sinnlichere Erfahrung und die Reader haben alle noch einen langen Weg vor sich, bis die Erfahrung damit konkurrieren kann. Dass es Anwendungsbereiche für diese Art von Readern gibt, ist aber unbestritten.
Ein Problem muss die Industrie hier aber noch lösen. Wer den e-Reader von Sony haben will, der kann ab dem 11. März einkaufen gehen. In den Filialen des Buchhändlers Talia wird er verfügbar sein, über libri.de kann man das Gerät dann auch im Internet bestellen. Das größte Problem dabei wird aber sicher der Preis sein, denn der PRS-505 kostet stolze 299 Euro. Wenn man mal bedenkt, wie viele echte, physisch existierende Bücher man damit kaufen kann, dann ist auch klar, dass der potentielle Kunde sich wohl genau überlegen wird, wozu er zuerst greift. Vor allem, wenn nicht vollkommen klar ist, wie zukunftsfähig das elektronische Buch damit ist. Ein bekannter von mir hat sich vor Jahren das Rocket-Book gekauft, der weiß wovon ich hier rede. Inhalte dafür zu finden, ist inzwischen schwierig und wenn das Buch mal kaputt geht, dann kann er vermutlich eine Menge von den Büchern, die er sich dafür gekauft hat, gar nicht mehr lesen.
Gebe ich dafür 299 Euro aus? Wohl eher nicht. Und der geneigte Leser ist ja die potentielle Klientel des Readers von Sony. Nicht der technikverliebte Kunde, dem die 300 Euro für ein solches Gerät vielleicht sogar eher niedrig vorkommen werden.
Ohne kostenlose Inhalte, wird man da wohl kaum viele Kunden kriegen. Auch wenn ein paar Leseproben auf dem Gerät schon vorinstalliert sind und zwei Bücher ebenfalls komplett mitgeliefert werden. Wen die Titel nicht interessieren, der hat davon jedenfalls nichts.
Mal abwarten, was hier passiert. Aber im Auge behalten, werde ich das. Denn auch mein Palm kommt in die Jahre. Und dann stellt sich die Frage: Kann der Reader von Sony die dafür bereits erworbenen Inhalte im Format Palm Reader oder pdf oder Mobipocket oder sonstwie auch darstellen? Oder kann ich die alle wegwerfen und damit auch das Geld, das ich dafür ausgegeben habe?
Ja, da merkt man dann, wie schön doch ein physisch existierendes Buch ist. Das kann auch kaputtgehen, aber erst nachdem ich es oft gelesen habe oder viele Jahrzehnte ins Land gezogen sind. Und ich brauche keinen Computer, um die Datensätze, die darin gespeichert sind, lesen zu können. Nur meinen Kopf, meine Augen, meine Hände, um das Buch festhalten zu können. Den Vorteil muss ein Reader erst mal wettmachen. Und da wird Sony es auch schwer haben. Und Amazon mit dem Kindle auch. Aber das ist natürlich ein Problem, das nichts mit Deutschland oder Europa zu tun hat.
Das betrifft jeden auf diesem Planeten.

Quelle: spiegel.de

2 Gedanken zu „Elektronische Bücher“

  1. Hallo Ralf!
    Ich habe eine Möglichkeit gesucht Kontakt zu Dir aufzunehmen, aber leider keine gefunden. Es wäre nett, wenn du mir eine Email schreiben könntest.
    Ich habe ein Frage bezüglich deines Silicon Valley Referates.

    Grüße,
    Tobi

  2. Hallo Tobias,

    Ich hatte Dir eine Email an die angegebene Adresse geschickt. Ist die nicht angekommen? Wenn es da Probleme gab, bitte einfach hier noch einmal melden.

    Grüße
    Ral

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