„Content“ ist englisch und bedeutet Inhalt. Und Inhalt ist das, was der Surfer sucht, wenn er das Internet bereist. Aber das ist kein Phänomen des Online-Zeitalters, sondern war schon immer so. Früher war es einfacher, da hat man den Content auf Papier gedruckt und entweder im Buchladen oder am Zeitungsstand verkauft. Wer ein Magazin oder eine Zeitung hatte, der versuchte denn auch, dem Leser einen besonderen Luxus zu verkaufen: Er brachte ihm alles direkt ins Haus und kassierte dafür eine Art „Flatrate“.
Ist das heute denn wirklich so anders? Der Spiegel berichtet online darüber, dass Rupert Murdoch jetzt die „Nase voll“ hat von der Gratiskultur im Internet. Aber ist diese denn wirklich schon immer da gewesen, praktisch Gott gegeben? Ich behaupte: Nein. Das haben sich viele selbst zuzuschreiben und hängt auch ein wenig damit zusammen, dass es am Anfang nicht anders ging. Ein anderer Grund ist wahrscheinlich auch der, dass das Internet ursprünglich gar nichts kommerzielles war, sondern erst kommerzialisiert wurde. Und jetzt stehen viele vor diesem revolutionären Konstrukt, das ihnen das Geschäftsmodell verhagelte, und kriegen es nicht auf die Reihe, wie das passieren konnte. Und wie man das ändern kann.
Mal ehrlich: Will ich wirklich die Zeitung von heute mit den Nachrichten von gestern auf Papier ins Haus geliefert kriegen? Oder sind mir nicht die Nachrichten von heute in dem Moment, in dem sie passieren, viel lieber? Natürlich letzteres. Und glaubt wirklich einer „von denen“, dass der geneigte Netz-Benutzer nicht bereit wäre, dafür zu bezahlen?
Was verhindert denn dann, dass man dafür bezahlen würde? Ich bin persönlich der Meinung, es gibt dafür nur zwei Gründe: Die Zugangshürde ist viel zu groß und die Art und Weise, wie das mit dem Bezahlen läuft, ist viel zu kompliziert. Amazon hat vorgemacht, wie man das Web tatsächlich kommerzialisieren kann. Aber die haben es anders angefangen: Die haben die Logistik geschaffen, die nötig ist, um ihre hervorragende Internetplattform zu vermarkten. Was Amazon verkauft, sind also eigentlich gar keine Bücher. Sondern ein Konzept. Deswegen hat das funktioniert.
Was den Herrschaften im Internet fehlt, ist aber genau das: Ein Konzept. Und solange die das nicht verstanden haben, können sie die Gratiskultur im Web noch so lange beweinen, sie werden es niemals geändert kriegen. Gerade der Spiegel hat auf seiner Website aber mal geschrieben, was die eigentliche Lösung wäre: Endlich einsehen, dass man ja eigentlich gar keinen „Qualitätsjournalismus“ vertreibt. Nein, der ist letztendlich nur das Zugpferd, der die Leute herlockt und, wenn er denn gut ist, auch dort hält. Was die wirklich tun, ist nichts anderes als das, was amazon tut: sie verkaufen ein Konzept. Nur halt ein anderes, das eines täglichen oder wöchentlichen, mehr oder weniger qualitativ guten Mediums, mit dem sich der Leser nicht nur die Zeit vertreiben kann, sondern mit dem er sich auch weiterbilden kann. Aber das ist letztendlich auch nichts anderes, als das, was das Internet ohnehin schon macht. Heute ja noch mehr, als vor zehn Jahren. Das „Web 2.0“ hat endlich die Fähigkeiten, die bisher gefehlt haben. Es bietet das, was man braucht, um im Internet Geld zu verdienen, und zwar ohne von der Werbeindustrie abzuhängen.
Jetzt fehlt es nur noch an hellen Köpfen, das zu erkennen.
Was wäre die Lösung? Meiner Ansicht nach, gibt es nur eine. Und die haben andere schon vorgemacht. Drucker und Handies nämlich. Was haben die denn gemein? Genau: Man kriegt das „Werkzeug“, nämlich den Drucker oder das Telefon, reichlich preiswert. Fast umsonst, sogar. Was man aber nicht umsonst kriegt, sind die Patronen, ohne die der Drucker halt nicht druckt. Oder das Netz, über das das Telefon dann telefonieren kann, über das man die SMS verschickt oder online geht.
Ja, und da muss man ansetzen. Heute gibt es doch schon genug Plattformen, mit denen man auch unterwegs online gehen kann. Aber so lange ein T-Mobile die Geräte wie Apples I-Phone für teures Geld exklusiv verkauft, so lange es nicht möglich ist, damit ohne großen (finanziellen) Aufwand online zu kommen, so lange ist auch der „Content“ für den Benutzer nur interessant, wie er nichts kostet. Denn bei der Zeitung, war es einfach. Da habe ich für das Abonnement einmal bezahlt und dann immer brav meine Zeitung mit all ihren Inhalten erhalten, so lange, bis ich die Inhalte nicht mehr wollte und weggeworfen habe.
Das funktioniert ja aber im Moment gar nicht so einfach. Denn erst mal brauche ich das I-Phone, dann den Zugang zum Internet, und wenn ich dann endlich soweit bin, dann regt mich die „Content-Industrie“ mit ihrem DRM-verrammelten Blödsinn auf, der einfach nicht da laufen will, wo ich ihn nutzen will. Verständlich, dass man seine Inhalte nicht überall gratis sehen will, aber was hier fehlt, ist die Einfachheit. Die ständige Verfügbarkeit, die überschaubaren Kosten. Doppelt und dreifach abkassiert, wird man an allen Enden, das lässt der mündige Bürger halt nicht so einfach mit sich machen. Und dass man Musik heute lieber kostenlos tauscht, ist doch – Hand aufs Herz – auch nur so, weil es da viel einfach funktioniert, als wenn man die Inhalte kaufen will. Wenn dem nicht so wäre, hätte Apples itunes nicht so einen großen Erfolg, denn das kommt dem Ideal der Einfachheit schon sehr nahe.
Die Lösung wäre, den Leuten ein I-Phone oder ein Android-Handy oder sonst eines zu überlassen, das so gut wie nichts kostet und ständig online ist, für einen Monatsbeitrag, der fast nicht ins Gewicht fällt. Das könnten die Anbieter realisieren, indem sie sich zusammenschließen und ihre Download- oder online-lese-portale über eine gemeinsame Plattform vermarkten. Diese Plattform sollte kostenlos aufrufbar sein. Wenn ich jederzeit und immer die Möglichkeit habe, an die Inhalte auch wirklich mit vertretbarem physikalischem und finanziellem Aufwand heranzukommen, dann bin ich bereit, für die Inhalte auch zu bezahlen. Vorher nicht.
Und wie ich das dann mache, ob ich für Gelegenheits-User kostenlose Lockangebote habe, für ab und zu Leser Mikrobeträge über ein Micropayment-System abbuche oder für Abonnenten eine Flatrate einrichte, das ist mir dann überlassen. Ab da bin ich endlich frei, wie ich es vorher ja auch schon war. Und nicht mehr abhängig von der Werbeindustrie, die ich aber trotzdem noch zusätzlich nutzen kann. Auf dem kleinen Bildschirm eines I-Phone oder sonstigen Lesegerätes, wäre Werbung ohnehin Kontraproduktiv. Aber ich kann das Ganze ja trotzdem immer noch m Internet vorhalten und dort mit Werbung versehen. Das Geheimnis ist also eigentlich nur, den Nutzer ohne großen Aufwand an den Inhalt ranzuführen, ihn einfach verfügbar zu machen und die Bezahlung so unauffällig, wie möglich, zu gestalten. Wenn mir das gelingt, dann ist der Rest kein Problem mehr. Sagt übrigens auch Frank Borsch in seinem Blog, auch wenn er zu dem meiner Ansicht nach falschen Schluss kommt, dass Apples I-Phone „der Weg“ ist. Kann sogar sein, aber das Ziel ist es in dieser Form nicht.
Was ist aber die Realität? Man bastelt mehr und mehr tolle Portale, die alle nebeneinander her arbeiten. Meine Lieblingslektüre Perry Rhodan kann man an so vielen Stellen im Web inzwischen einkaufen, aber selten in zwei gleichen Formaten, schon gleich gar nicht in frei verfügbaren. Und dazu kommt dann noch, dass für die Online-Version extra Geld verlangt wird, auch wenn man die gedruckten Ausgaben bereits hat. An so was habe ich kein Interesse. Das muss einfacher gehen. Und es ist eigentlich traurig, dass der einzige, der zeigt, wie, ausgerechnet Apple ist, die ihre Inhalte so gestalten, dass man nur mit ihren Geräten, zu den beschriebenen hohen Kosten, dort hingelangt.
Den Anbietern der Inhalte, kann man nur zurufen: Öffnet euch endlich, sonst werdet ihr gefressen.