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Brasilien – Niederlande

Puh, das hat etwas gedauert, bis ich das verdaut habe. Ich bin ja bekanntermaßen eher auf der Seite von Brasilien, was einfach familiär bedingt ist. Ich war schon ein paar mal in Brasilien und kenne halt nicht nur das Land, sondern einige der Leute recht gut. Meine Frau zum Beispiel, die natürlich längere Zeit untröstlich war. Aber sie hat auch erkannt, dass das Dummheit war. Niederlande hatte nicht das Format, gegen Brasilien zu gewinnen. Aber Brasilien hatte nicht das Format, ein Gurkentor wegzustecken. So was passiert halt mal. Bei der Klasse, die Brasilien hat, sollte man erwarten, dass sie sich mal schütteln und dann wieder ein paar Minuten drei Gänge hoch schalten. Und dann hauen sie das Ding rein und sind wieder vorne.

Aber nein, die Gurkentruppe fällt vollkommen auseinander. Aber total. Das volle Programm. Robinho schreit abwechselnd den Schiedsrichter und Robben an, Felipe Melo trampelt auf Robben, der am Boden liegt, mal ein wenig rum und kassiert dafür vollkommen zurecht den roten Karton. Und danach sieht man nur noch rummaulende Brasilianer, die komplett ihre bisherige Disziplin und systemische Ordnung vergessen haben und nur noch mit Einzelaktionen versuchen, den Ausgleich zu erzielen.

Und das kann man wirklich nicht verstehen. Am Ende der ersten Halbzeit waren die Niederlande nicht nur am Ende sondern eigentlich schon drei Meter tief vergraben. Und das fing auch in der zweiten Halbzeit so an, aber dann kam diese eine Aktion mit dem Freistoß und die Herren in der Verteidigung hauen sich das Ding selber rein. Cesar kann nix dagegen tun. Kurz drauf noch mal eine Standardsituation und der Ball hoppelt auf verschiedenen Köpfen herum ins Tor der Brasilianer. Plötzlich sind die Neiderlande vorn und Brasilien ist irgendwie nicht mehr präsent. Ganz schlechte Performance. Aber so ist es halt, wenn man beim Stand von 1:0 glaubt, dass die Sache schon gegessen ist. Man hat nun gesehen, was passiert, wenn Brasilien mal unter Druck kommt. Sie fallen auseinander und vergessen vollkommen, dass man auch mit Herz und viel Kampf noch was retten kann, wenn es schon so schlecht aussieht. Vielleicht haben sie es ja diesmal gelernt. 2006 gegen Frankreich hat offensichtlich nicht gelangt.

Spanien – Portugal

Endlich mal ein Spiel, das hält, was es verspricht. Offensive und Defensive, beides gut, beides ausreichend spannend, mit tollen Strafraumszenen. Das gefällt, wenn die Nummer 2 gegen die Nummer 3 spielt. Sollte man Paraguay und Japan eine Kassette schicken, damit die auch mal lernen, wie man so was macht …

Spanien war nicht unbedingt überlegen. Portugal stand in der Defensive gut und ließ sich nicht ärgern von den aggressiven Stürmen des Gegners. Einige Gegenstöße waren nicht unbedingt zwingend, zeigten aber, dass noch mehr gehen könnten. Spanien wackelte in einigen Phasen. Bis dann die Auswechslung kam und Hugo Almeida vom Platz musste. Danny konnte ihn nie wirklich ersetzen, die ersten Chancen für Spaniens Villa waren die Folge. Mit dem Ergebnis, dass es irgendwann doch 1-0 stand. Villa kriegt den Ball per Hacke verlängert und schießt erst den Torhüter Portugals an, dann den „Rebound“ über den Goalie  hinweg unter die Latte. Einige Zeitlupen später, scheint festzustehen, dass es geringfügig Abseits war. Aber so geringfügig, dass man mehrere Zeitlupen braucht und nicht unbedingt dem Schiedsrichter die Schuld geben muss.

Am Ende dann auch noch Rot für Rui Costas. Kommt von hinten, rammt seinem Gegner mal im Vorbeilaufen den Ellbogen ins Gesicht und irgendwie sah es auch genau so aus, als hätte er das so gewollt. Insofern mal für mich eine Karte, die in Ordnung geht. Portugal kommt in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr zu Angriffen, die rote Abwehr steht dicht. Was dabei bemerkenswert ist: Man hätte nach dem Tor erwarten müssen, dass Portugal mit aller Macht anstürmen würde und es immer mal wieder brennen würde. Tat es aber nicht … Schon stark von den Spaniern. Die sind jetzt wohl endgültig zu Mitfavoriten aufgestiegen.

Und jetzt Spanien gegen Paraguay. Vier von fünf im Viertelfinale bei den Südamerikanern, aber einer wird wohl definitiv auf der Strecke bleiben …

Paraguay – Japan

Alles, was man darüber schreiben wird, wird interessanter sein, als das Spiel selber. Mich würde interessieren, ob denen einer gesagt hat, dass jetzt KO-Runde ist? Weil, defensive gegen superdefensive und vorne hilft der liebe Gott, ist nicht unbedingt das richtige Rezept, wenn nach dem Spiel ein Sieger feststehen soll. Japan kann von sich zumindest behaupten, dass sie defensiv wirklich effizient waren. Sie haben den Spielaufbau der Paraguayaner total zerstört. Nach vorne, waren sie allerdings viel zu schwach, um einer nicht unbedingt starken defensive der Paraguayaner einen reinzuhauen.

Beim Elfmeterschießen haben sie dann gehauen. Bis auf einen bedauernswerten Herrn bei den Japanern. Der arme Kerl ist nun der Depp, nachdem man sich 120 Minuten verausgabt hat. Fussball kann hart sein. Andererseits – selber schuld. Zum anschauen, war das ja auch nicht wirklich ein Vergnügen.

Da hoffen wir doch mal, dass der Gegner der Paraguayaner im Viertelfinale in einem spannenderen Spiel heute Abend ermittelt wird. Mit Spanien und Portugal spielt die Nummer 2 der Weltrangliste gegen die Nummer 3. Manchmal sind solche Spiele ja totlangweilig. Aber noch toter, als eben bei dem Paraguay-Japan Spiel, kann es ja nun nicht gut noch werden.

Brasilien – Chile

So, damit ist endlich mal die erste Mannschaft aus Südamerika raus. Jetzt geht es aufwärts. Naja, wenn man bedenkt, dass drei von fünf schon drin sind, vielleicht doch eher nicht. Aber morgen ist ja die Chance, dass die Japaner Paraguay raushauen. Glaubt jemand dran?

Wie auch immer, das Spiel war nun wirklich nicht so, wie man sich das hätte vorstellen können. Nachdem Chile die Brasilianer ja eigentlich aus der Qualifikation bereits kennt, hätte man vermuten können, dass sie einen Plan gegen die Brasilianer haben. Hatten sie vielleicht sogar, wer weiß. Aber gegen Brasilien reicht das halt nicht (die Ergebnisse aus der Qualifikation legen das auch nahe: 3-0 für Brasilien und 4-2 für Brasilien). Da ist so viel individuelle Klasse. Und was mich schon etwas erstaunt, bei uns wird dauernd diskutiert, ob die Mannschaft nicht viel zu jung ist. In Brasilien wohl eher nicht. Da ist man so gut, dass man keine Erfahrung braucht.

3-0 also, das ist wirklich deutlich. Und man hat nicht mal das Gefühl, dass es ein Tor zu viel war. Eher vielleicht eins zu wenig. Oder genau richtig. Man hat auch nicht das Gefühl, dass sich Brasilien besonders angestrengt hätte. Die schwitzen ja nicht mal, da kann man aufs Duschen verzichten und gleich direkt zum Caipirinha übergehen. Hat doch auch was.

Aber was man auch mal ehrlich sagen muss – gefordert wurden die Brasilianer bisher nicht ernsthaft. Nur gegen Portugal, und da haben sie doch glatt Punkte gelassen, wenn auch keine Tore kassiert. Was passiert, wenn da mal eine Mannschaft steht, die nicht nur hinten kompakt stehen kann, sondern vorne mal ordentlich Lärm machen kann? Wir werden es sehen, und zwar am Freitag gegen die Niederlande. Da gibt es endlich mal ein Spiel zwischen zwei der richtig starken Mannschaften. Oder besser lässigen. Unterkühlten. Irgendwie eiskalten. Das Spiel könnte zum südafrikanischen Winter passen. Ist aber unpassenderweise am wärmeren Nachmittag und dazu noch in Port Elizabeth, wo es ja auch noch wärmer ist, als im Rest von Südafrika. Da wird man recht schnell auf beiden Seiten sehen, ob die auch dann zulegen können, wenn auf der anderen Seite ein starker Gegner steht. Jetzt wird es langsam ernst, die Qualität der Partien ist im Steigen begriffen.

Und schade, dass es morgen einen Favoriten treffen wird. Spanien gegen Portugal, so früh, das ist schade. Aber halt nicht zu ändern.

Niederlande – Slowakei

Man hätte es nicht denken sollen, aber der Schiedsrichter aus dem Spiel Deutschland – Serbien tauchte doch noch einmal auf. Und er zog auch wieder fleissig Karten, aber er hat diesmal deutlich mehr durchgehen lassen. Einige der Fouls waren von der Qualität derer von Herrn Klose, nur dass diesmal keiner vom Platz gestellt wurde. Am schlimmsten fand ich die Elfmeter-Entscheidung am Ende, auch wenn die natürlich nichts mehr am Ausgang änderte. Aber ich hatte 2-0 getippt und diese dumme Entscheidung hat natürlich alles geändert.

Und wenn mir einer erklären will, dass man den geben muss, dann kann ich nur lachen. Der Torwart liegt bereits und tut eigentlich gar nichts, zieht sogar die Arme an den Körper und der Spieler lässt sich elegant drüberfallen. Für mich eine klare gelbe Karte wegen Schwalbe, da kann der Kommentator sagen, was er will. Sehe ich ähnlich wie im Falle der roten Karte gegen den Torwart Südafrikas. Die können sich ja nicht in Luft auflösen und keiner von den beiden hat versucht, da was verbotenes zu tun. Und die Angreifer lassen sich einfach mal fallen und kriegen einen saubilligen Elfmeter. Das ist doch quatsch. Es kann doch wirklich nicht sein, dass dieser Sport immer mehr zum körperlosen Spiel verkommt. Dann können wir gleich rhythmische Sportgymnastik machen. Da gibt es wenigstens keinen Körperkontakt.

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Argentinien – Mexiko

Ein Klassiker, sozusagen. Aber manchmal halten Klassiker nicht das, was sie versprechen. Mexiko jedenfalls, begann als absolut gleichwertiger Gegner und schaffte es ein ums andere Mal, die Argentinier ins Schwitzen zu bringen. Das ist schön zu sehen, man kann also gegen Argentinien Dampf machen. Aber dann schlug die Stunde der Schiedsrichter. Wir erinnern uns: Es gibt da so eine Regel: Wenn der Spieler im Moment der Ballabgabe näher an der Torauslinie ist, als mindestens zwei der gegnerischen Spieler (einschließlich dem Torwart), dann ist das Abseits. In der Regel wird es so sein, dass nur noch der Torwart in der Nähe der Linie ist. Aber beim 1:0 war eigentlich nur Tevez in der Nähe der Linie, sonst keiner. Man hat es den Schiedsrichtern da eigentlich leicht gemacht, aber die haben sich blind und taub gestellt und das Ding gegeben.

Besonders kurios ist, dass anscheinend die Szene auf dem Stadionmonitor gezeigt wurde. Das macht man normalerweise ja genau aus dem Grund nicht, aber in dem Fall hat es die Spieler Mexikos alarmiert und nicht nur die, sondern auch den Linienrichter, der irgendwie ziemlich bedröppelt guckte. Man hätte das gut lösen können, in dem der Linienrichter dem Schiedsrichter sagt, er habe sich geirrt. Dann wäre sicher eine Korrektur möglich gewesen. Argentinien – Mexiko weiterlesen

Deutschland – England

Deutschland – England

Ich glaube, ich träume … 4 Tore gegen England? Da fehlen einem die Worte. Am Ende der ersten Halbzeit, musste man ja noch Angst haben. Vor allem nach dem 2-2 der Engländer, das zwar nicht gegeben wurde, aber das man trotzdem irgendwie im Hinterkopf haben musste. Es war schon besser, da noch den einen oder anderen Treffer zu erzielen, um deutlich zu machen, dass man keine Schiedsrichtergeschenke benötigt, um England zu schlagen. Und wenigstens können die Experten von der Insel jetzt nicht den Schiedsrichter verantwortlich machen und behaupten, dass man eigentlich nur Glück gehabt hätte. Glück war das wirklich nicht.

Überragender Spieler der Partie war Schweinsteiger. Irgendwie bezeichnend, dass Deutschland sich erst mal in der eigenen Hälfte einschnüren ließ nach der Pause, um dann über Schweinsteiger endlich mal nach vorne zu kommen, der dann Müller perfekt bedient. Danach noch mal ordentlich einen über Özil nach vorne gebracht, der wieder Müller anspielt, und schon rappelt es. Und nicht zu vergessen: Klose und Podolski eröffnen den Torreigen mit den ersten beiden Toren. Insgesamt eine starke Leistung, da hatte man Phasen, in denen das Adrenalin nicht mehr zur Ruhe kam.

Jetzt ist es nur wichtig, nicht abzuheben. Als nächstes warten entweder Argentinien oder Mexiko. Und Argentinien ist in jedem Fall ein ernst zu nehmender Gegner. Sollte Mexiko Argentinien aus dem Wettbewerb werfen, gilt ähnliches. Einen Selbstläufer gibt es jetzt nicht mehr. Das wird immer schwieriger.

Aber jetzt ist erst mal Feiern angesagt.

Update 20:41:

Man muss den Engländern lassen, dass sie zwar sauer auf den Schiedsrichter sind, aber viel mehr noch fassungslos wegen der schwachen Leistung der eigenen Mannschaft und allgemein loben, dass Deutschland hier einfach klar besser war. Finde ich klasse, dass hier endlich mal ein etwas anderer Stil einkehrt. Kein „German Blitzkrieg“ mehr. Das brauchen wir hier nicht mehr.

Ergebnisse Achtelfinals und erstes Viertelfinale

Achtelfinals:

Uruguay – Südkorea

So klar, wie gedacht, war es am Ende doch nicht. Das lag aber nicht nur daran, dass Korea teilweise stark gespielt hat, sondern auch daran, dass Uruguay nach dem ersten Tor zu sehr auf halten gespielt hat und zu wenig nach vorne tat. Das wurde – zurecht – bestraft. Aber sie haben bewiesen, dass sie sofort auch nachlegen können. Und für mich, mausert sich Uruguay zu einem Geheimfavoriten. Das ist eine tolle Mannschaft, die hinten sehr diszipliniert spielt, nahe am Gegenspieler dran ist und nicht viel zu lässt. Und die andererseits mit Diego Forlan und Suarez eine Offensivabteilung hat, die den Namen auch verdient hat. Wenn die so weitermachen, muss das Halbfinale nicht das Ende sein. Andererseits spielen sie jetzt gegen Ghana und damit in Soccer City gegen die Mehrheit der Zuschauer. Ghana symbolisiert Afrika und damit werden auch die Gastgeber nicht unbedingt gegen sie sein. Das Viertelfinale wird auf jeden Fall spannend.

USA – Ghana

Dass die USA bei Standards immer gefährlich sind, hat man gesehen. Aber sie verfügen halt nicht über die komplette Spielzeit über die spielerischen Mittel und die körperliche Kraft gegen eine Mannschaft wie Ghana. Die standen in der Abwehr nicht immer sicher, das kann gegen den starken Sturm von Uruguay ein Problem werden, aber sie sind laufstark und haben auch Spieler, die einen Unterschied machen können. Ergebnisse Achtelfinals und erstes Viertelfinale weiterlesen

Die letzten Achtelfinals

Was noch fehlt:

Niederlande – Slowakei

Da dürften die Niederlande klarer Favorit sein. Aber die bisherigen Achtelfinals haben gezeigt, dass man das auch nicht so einfach sagen kann. Jetzt geht es halt um Alles oder Nichts, da bleibt einem nichts anderes übrig, als offensiv zu spielen. Und die Niederlande werden beweisen müssen, dass das in der Vorrunde kein Zufall war. Aber mit Robben, kann man sich schon vorstellen, dass sie eher noch mal zulegen werden. In dieser Form, sind sie sogar Favorit auf den Titel.

Brasilien – Chile

Eigentlich eine klare Sache – einer der anderen Favoriten, gibt sich die Ehre. Und wir werden gegen Chile vielleicht erleben, wie es damit aussieht. Denn Chile hat in der Qualifikation bereits gegen Brasilien gespielt und kennt den Rivalen sehr gut. Die letzten Achtelfinals weiterlesen

In eigener Sache

Die letzten Tage waren leider keine Posts möglich. Meine Frau hatte eine Operation am Freitag und ich war als Betreuer im Einsatz. Die Spiele haben uns als Ablenkung gedient, aber besonders viel drüber schreiben, war nicht möglich.

Jetzt geht es ihr besser, deswegen vermute ich mal, dass ich ein paar Einträge machen werde :-).