Die öffentlich-rechtlichen in der öffentlichen Wahrnehmung

Es ist für mich immer wieder erschreckend, wie wenig manche eigentlich verstanden haben, was die Rundfunkgebühren bedeuten. Das Problem mit der GEZ ist doch eigentlich ein ganz einfaches: Wir haben einen öffentlich finanzierten Rundfunk. Dieser ist dazu da, das, was die privaten Anbieter nicht anbieten wollen oder können, für jeden verfügbar zu machen. Deswegen, im Gegensatz zu privaten Anbietern, dürfen öffentlich-rechtliche ihre Inhalte auch nicht verschlüsselt anbieten. Das ist nur konsequent, denn es geht ja gerade darum, dass es jedem verfügbar gemacht wird. Und dass das nötig ist, sieht man an einem schönen Beispiel: Bei ZDF neo läuft eine Serie, die Vox gerne gehabt hätte. Das sagen sie jetzt jedenfalls, die Rechte der Serie lagen aber lange genug brach. Als neo sich die geschnappt hat, fängt Vox plötzlich an, deswegen rumzuflennen und bezichtigt die öffentlich-rechtlichen fast schon des unlauteren Wettbewerbs. Ist es aber nicht. Laut Gerichtsentscheid, fällt unter Grundversorgung alles, was auch die privaten dürfen. Und englischsprachige Serien sind kein Privileg der Privaten.

Die privaten Anbieter zeigen ja bereits jetzt, wohin die Reise geht. Auf dem Satelliten, gibt es bereits eine Plattform namens HD+. Die ist angeblich dafür da, sicherzustellen, dass die Angebote in HD refinanziert werden können, weil es ja angeblich viel teurer ist, in HD zu produzieren, als in anderen Formaten. Dass man ja nicht unbedingt analog ausstrahlen muss, wenn SD und HD bereits existieren, wird hierbei geflissentlich unterschlagen. Ist ja nicht so wichtig, der Trottel Kunde wird es schon nicht merken, dass er hier eigentlich nur veralbert wird. Außerdem kann man ja den ganzen älteren und Technikuninteressierten kaum verklickern, warum die jetzt einen neuen Fernseher kaufen sollen oder eine Digitalbox daneben stellen, weil ihr tolles, altes Analoggerät jetzt nicht mehr geht. Die öffentlich-rechtlichen in der öffentlichen Wahrnehmung weiterlesen

WM vorbei

Das wars dann mal wieder mit der Weltmeisterschaft. Und wir müssen wieder mal vier Jahre warten, bis vielleicht doch mal wieder ein Titel drin ist. Obwohl der nächste ja wahrscheinlich für Brasilien reserviert ist. Die werden sich wohl zu Hause den Titel nicht nehmen lassen. Andererseits – wer weiß?

Diesmal jedenfalls, ging der Titel an Spanien. Und das nicht einmal unverdient. Auch wenn wohl eine Reihe der niederländischen Spieler davon überzeugt sind, dass der Schiedsrichter nicht auf ihrer Seite war. Naja, wenn Nigel de Jong wirklich Kritik am Schiedsrichter üben will dafür, dass er ihn auf dem Platz gelassen hat, anstatt ihm für diese Kung-Fu Aktion rot zu zeigen und ihn dahin zu schicken, wo er hingehört hätte … das lässt schon tief blicken. Oder Marc van Bommel. Da dachte man, er hätte jetzt begriffen, was Fußball ist, schon haut er den Gegner wieder zu Boden. Hätte sich nicht über Rot beklagen können. Wer vor lauter brutalem einsteigen vergisst, dass das Spiel doch noch Fußball heißt, der muss sich nicht wundern, wenn das irgendwann bestraft wird. WM vorbei weiterlesen

Semi

Ja, semi, so geht es mir irgendwie auch nach den beiden Halbfinals.

Uruguay – Niederlande

Ich bin immer noch der Meinung, dass die Urus hier zu Unrecht stehen. Hatte erst vor kurzem eine Diskussion mit einem Kollegen, der das „vollkommen in Ordnung“ fand. Auch eine Ansicht. Klar, es gibt Regeln und Suarez hat sich nicht daran gehalten. Dafür hat er Rot gekriegt und es gab einen Elfmeter, den Assamoah Gyan versemmelt hat. Selber schuld, kann man da nur sagen.

Aber das bedeutet ja nicht, dass man hier eine Position einnehmen sollte, die besagt, ist schon ok, wenn hier einer auf die Art und Weise betrügt und damit auch noch durchkommt. Man sollte immerhin schon davon ausgehen, dass bei solchen Spielen eine tendenziell eher sehr hohe Einschaltquote dafür sorgt, dass dieses Ereignis auch eine entsprechende Reichweite hat. Und wenn wir nun suggerieren, dass eine solche Art von Betrug nicht nur in Ordnung ist (er wurde ja bestraft …), sondern auch noch in Ordnung ist, dass man auf diese Weise einen Vorteil draus ziehen kann, dann ist das meiner Meinung nach das falsche Signal. Es schauen immerhin auch viele Leute dabei zu, die sich dort ihre Vorbilder suchen.

Und wenn man solcherartiges betrügerisches Verhalten auch noch in Ordnung findet, dann muss man sich nicht wundern, dass die Welt so ist, wie sie ist.

Aber egal, auf das Spiel hat das ohnehin keine Auswirkungen mehr. Uruguay spielt durchaus gut, auch ohne Suarez, und lässt die Niederlande nicht besonders oft gefährlich sein. Aber am Ende kriegen sie den Gewaltschuss halt doch. Forlan kann antworten, aber dabei bleibt es dann auch. In der zweiten  Halbzeit kriegen die Urus noch ein Tor aus mehr als nur abseitsverdächtiger Position. Egal, ob der Kollege nun dran war, oder nicht, wenn er Anstalten macht, hier vielleicht die Richtung des Balles beeinflussen zu wollen, dann irritiert er den Torwart. Und wenn das passiv ist, dann ist ein Hotdog gesünder, als grüner Salat. Aber passt ja zu vielen tollen Entscheidungen der Schiedsrichter.

Whatever, das Ergebnis ist auf jeden Fall nach Robbens Kopfball klar. Oder auch nicht, denn Uruguay kommt dann noch zum Anschlusstreffer und damit muss man sich schon fragen, was wohl passiert wäre, wenn das Tor vorher nicht gezählt hätte … Schade, dass man sich das so oft fragen musste, bei dieser WM.

Das Ergebnis ist aber das gleiche. Niederlande sind im Finale und freuen sich auf die deutschen.

Deutschland – Spanien

Die zweitbeste Mannschaft gegen die beste. Das Ergebnis war folgerichtig, muss man schon zugeben, auch wenn der Stachel natürlich noch ziemlich tief sitzt und dementsprechend auch recht schmerzhaft zwickt. Unsere Jungs haben es nie verstanden, den Spaniern Paroli zu bieten. Aber mit achtzig Minuten Angsthasenfussball kommt man halt nicht gegen Spanien an. Einen Aufwärtstrend gegenüber dem Finale der EM konnte man wohl beobachten, aber was nützt es? Ein direkt erzieltes Tor hatte Spanien diesmal nicht, nur eines aus einer Standardsituation. Die Abwehr hat also durchaus gut gearbeitet und auch Neuer hat überzeugt. Schwieriger war es in der Offensive. Ein offensichtlich fehlender Müller, war natürlich keine gute Nachricht für uns und hinterher kann man natürlich leicht sagen, dass sowohl die Personalie Kroos als auch Marcel Jansen hier Belebung gebracht haben. Ob das auch von Anfang an so gewesen wäre?

Fakt ist aber, dass die Mannschaft es nicht geschafft hat, die Räume für die Spanier eng genug zu machen. Ein konsequentes Forechecking betrieb eigentlich nur Spanien. Deutschland war teilweise viel zu weit von ihren Gegenspielern weg und hatte dermaßen Respekt vor den Jungs in Rot, dass sie eben einfach nicht zu mehr kamen.

Ausblick aufs Finale

Spanien verdient im Finale und damit vermutlich auch Weltmeister. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Niederlande mit ihrem Zufalls-Fussball hier arg durchkommen werden. Und was ich auch nicht glaube ist, dass Spanien bei einem eventuellen Gegentor so kollabieren wird, wie Brasilien. Wäre aber letztendlich auch nur folgerichtig, dass die beste Mannschaft der letzten Jahre sich auch den Titel holt. Eines ist damit jedenfalls auch schon klar: Ab Sonntag wird es acht Nationen geben, die schon mal Weltmeister waren …

Eines wollte ich noch loswerden: Es nervt total, dass Weltmeisterschaften im Fussball nur alle vier Jahre sind. Da muss man immer ewig warten, bis mal wieder eine ist, und noch viel ewiger, bis man mal wieder jubeln darf. Ich wird auch nicht jünger. Heul … 😉

Spanien – Paraguay

Ein mühsames Spiel, in dem lange kein Tor fallen will, trotz zweier Elfmeter in der zweiten  Halbzeit. Paraguay spielt sehr defensiv, aber arbeitet trotzdem nach vorne. Das ist wenigstens das schöne an der KO-Runde, da ist wenigstens jedem klar, dass es um alles geht. Und Paraguay versucht wirklich alles, Valdez immer mal wieder nahe dran, einmal sogar mitten rein, aber die Schiedsrichter sind der Meinung, es war Abseits. Zumindest Valdez war aber nicht, höchstens Cardoso, und wenn die Schiedsrichter da der Meinung waren, dass der in dem Fall passiv so gestört hat, dass Valdez dann zum Zug kommen konnte, ist das sogar eine Entscheidung, die in Ordnung geht.

Dann in der zweiten Halbzeit Elfmeter für Paraguay. Piquet hängt sich an den Arm von Cardoso, als wolle er ihn mit in die Kabine nehmen und muss sich nicht wundern, dass der Schiedsrichter das pfeift. Aber der gefoulte kriegt den Ball nicht rein, obwohl hart geschossen, ist er nicht plaziert genug und Casillas, der die Ecke ahnt, hat keine Probleme, den Ball zu kontrollieren. Erwähnenswert: Zwei Spanier rennen viel zu früh rein, es gibt aber keine Wiederholung. Spanien – Paraguay weiterlesen

Argentinien – Deutschland

Man, da schwitzt man ohnehin schon aus allen Poren wegen den 35 Grad vor der Tür, und dann noch so ein Spiel. Die sollten mal an meinen Blutdruck denken. Da kriegt man Sauerstoffmangel im Hirn und es ist einem dauernd schwindelig. Das war wirklich Stress, dieses Spiel anzuschauen und ich hätte mir heute gerne etwas weniger Grade auf dem Thermometer gewünscht.

Aber man kann halt nicht alles haben. Dafür hat es ja ein Spiel gegeben, das einem alleine schon Feuer gemacht hätte. Nach nicht mal drei Minuten haut Deutschland einen Freistoß in den Strafraum und Müller hält den Schädel hin. 1-0 für Deutschland und in der Folge wackelt der Favorit bedenklich. Und das noch mit einem Freistoß! Einem der Standards, aus denen heraus man schon zwei Jahre lang kein Tor mehr gemacht hat. Unglaublich.

Ja, dann wacht der Favorit aber doch auf und stört den Sturmlauf der Deutschen immer mal wieder. Allerdings sieht Messi uralt aus, weil dauernd einer auf seinen Zehen rumtrampelt und irgendwie die ganzen Passwege zugestellt sind. Er ist irgendwie verloren da vorne und nach hinten arbeitet der kein bißchen.

Dafür sieht Deutschland in der Defensive megakompakt aus. Neben Arne Friedrich, kriegt diesmal auch Mertesacker wesentlich besser auf die Reihe, was er machen soll und Lahm auf Links ist eh eine Bank. Rechts steht auch Boateng durchaus sicher und der Druck gegen die argentinische Offensive ist schon enorm.

Aber am Ende der ersten Halbzeit wird es schwieriger für die deutschen und als die zweite losgeht, spielt zunächst mal nur noch Argentinien. Deutschland wankt, Schweinsteiger versucht immer wieder, das Tempo rauszunehmen, aber selbst der überragende Deutsche an diesem Tag, hat in dieser Phase Probleme. Gegen Argentinien muss man mit so was aber rechnen.

Dann ein Gegenstoß wie in letzter Zeit von Deutschland gewohnt. Über links kommen sie vors Tor, Müller erhält den Ball, fällt hin, auf dem Hosenboden spielt er den tödlichen Pass auf Podolski, der seinen Kumpel Klose in der Mitte sieht. Der macht das Ding, schaut noch kurz zum Linienrichter rüber und dann brechen alle Dämme. Bei den Argentiniern geht nichts mehr, sie werden immer anfälliger gegen die deutschen Konter. Und so kommt auch Arne Friedrich zu seinem ersten Tor im Nationaldress. Schweinsteiger tankt sich durch bis zur Grundlinie, passt in die Mitte, wo Friedrich nur noch den Zeh hinhalten muss. Zum Abschluss dann noch mal über links, Podolski passt nach vorne auf Özil, der die Kugel elegant in die Mitte hebt, wo Klose direkt verwandelt.

Vermutlich haben sich die Engländer erleichtert ein Bierchen eingeschenkt, wenn sie das zu Hause gesehen haben. Hätte durchaus noch schlimmer kommen können, wenn Deutschland gegen Argentinien vier Tore reinspielen kann …

Einziger Wermutstropfen, das Halbfinale findet ohne Müller statt. Der sieht gelb wegen einem Handspiel und eigentlich ist das schon wieder ein Grund, sich über den Schiedsrichter zu ärgern. Warum? Ein Freistoß von mir aus noch, aber Müller hat den Arm angelegt und macht keine Anstalten, gegen den Ball hauen zu wollen. Das ist doch keine Absicht! Außerdem muss er dann Messi ebenfalls den gelben Karton zeigen, weil der zuerst Hand gespielt hat. Eine dumme Entscheidung, die Müller das Halbfinale kostet. Das ist wirklich bitter für den jungen, der in seinem siebten Länderspiel wirklich eine famose Leistung geboten hat. Geil, geil, geil, kann man da nur sagen. Irgendwann dachte man nur noch, ich glaube, ich träume. Und rieb sich verwundert die Augen. Deutschland spielt wie die Brasilianer sonst und die fliegen raus, indem sie so spielen, wie die deutschen sonst immer.

Mal ehrlich: Ich freue mich, dass die defensiven Teams sich zumeist nicht durchsetzen konnten. Wer keine Stürmer hat, muss jetzt auch nicht dauernd gewinnen.

Uruguay – Ghana

Ja, gibts denn das? Heute ist wohl der Spieltag der merkwürdigen Spiele. In der 120sten Minute kriegt Ghana einen Elfmeter wegen Handspiels und Suarez die rote Karte. Das beim Stand von 1:1. Und wer gewinnt? Natürlich Uruguay … das gibts doch nicht.

Ich möchte nicht in der Haut von Assamoah Gyan stecken. Der hat mit dieser Chance seines Lebens wirklich ein Desaster erlebt. Und man kann nur hoffen, dass ihm das nicht sein Leben lang anhängt. Nicht ins Halbfinale einer WM zu kommen wegen so einem Blödsinn, das ist schon bitter. Und damit ist Afrika in Afrika endgültig raus.

Und dabei hatte es eigentlich gut begonnen für Ghana. Das 1-0 war ein schönes Tor und hoch verdient, nachdem Ghana seine anfängliche Nervosität abgelegt hatte und angefangen hatte, mehr als nur mit zu spielen. Dann kam aber Forlan mit einem tollen Freistoß, der wirklich unwiderstehlich war. Und das 1-1 blieb dann bis zum Ende der Verlängerung bestehen. Schade eigentlich, vor allem, wenn man bedenkt, dass am Ende Ghana noch einmal aufgewacht ist. Und dann auch nur deswegen raus ist, weil der Suarez die Hände nicht vom Ball lassen konnte. Mag sein, dass es ein Reflex war, aber wenn Spieler vorher noch ausdrücklich sagen, dass sie fair zu spielen gedenken, dann sollte man schon erwarten, dass sie im entscheidenden Moment nicht die Griffel ran nehmen.

Jetzt ist er natürlich bestraft. Irgendwie. Rote Karte, Elfmeter für Ghana und er darf nicht mehr mitspielen. Und jetzt geht es gegen Holland ohne den Suarez. Für ihn mag das bitter sein, aber letzten Endes wäre Uruguay ohne ihn raus. Manchmal ist es schon irre, was alles passiert.

Brasilien – Niederlande

Puh, das hat etwas gedauert, bis ich das verdaut habe. Ich bin ja bekanntermaßen eher auf der Seite von Brasilien, was einfach familiär bedingt ist. Ich war schon ein paar mal in Brasilien und kenne halt nicht nur das Land, sondern einige der Leute recht gut. Meine Frau zum Beispiel, die natürlich längere Zeit untröstlich war. Aber sie hat auch erkannt, dass das Dummheit war. Niederlande hatte nicht das Format, gegen Brasilien zu gewinnen. Aber Brasilien hatte nicht das Format, ein Gurkentor wegzustecken. So was passiert halt mal. Bei der Klasse, die Brasilien hat, sollte man erwarten, dass sie sich mal schütteln und dann wieder ein paar Minuten drei Gänge hoch schalten. Und dann hauen sie das Ding rein und sind wieder vorne.

Aber nein, die Gurkentruppe fällt vollkommen auseinander. Aber total. Das volle Programm. Robinho schreit abwechselnd den Schiedsrichter und Robben an, Felipe Melo trampelt auf Robben, der am Boden liegt, mal ein wenig rum und kassiert dafür vollkommen zurecht den roten Karton. Und danach sieht man nur noch rummaulende Brasilianer, die komplett ihre bisherige Disziplin und systemische Ordnung vergessen haben und nur noch mit Einzelaktionen versuchen, den Ausgleich zu erzielen.

Und das kann man wirklich nicht verstehen. Am Ende der ersten Halbzeit waren die Niederlande nicht nur am Ende sondern eigentlich schon drei Meter tief vergraben. Und das fing auch in der zweiten Halbzeit so an, aber dann kam diese eine Aktion mit dem Freistoß und die Herren in der Verteidigung hauen sich das Ding selber rein. Cesar kann nix dagegen tun. Kurz drauf noch mal eine Standardsituation und der Ball hoppelt auf verschiedenen Köpfen herum ins Tor der Brasilianer. Plötzlich sind die Neiderlande vorn und Brasilien ist irgendwie nicht mehr präsent. Ganz schlechte Performance. Aber so ist es halt, wenn man beim Stand von 1:0 glaubt, dass die Sache schon gegessen ist. Man hat nun gesehen, was passiert, wenn Brasilien mal unter Druck kommt. Sie fallen auseinander und vergessen vollkommen, dass man auch mit Herz und viel Kampf noch was retten kann, wenn es schon so schlecht aussieht. Vielleicht haben sie es ja diesmal gelernt. 2006 gegen Frankreich hat offensichtlich nicht gelangt.

Spanien – Portugal

Endlich mal ein Spiel, das hält, was es verspricht. Offensive und Defensive, beides gut, beides ausreichend spannend, mit tollen Strafraumszenen. Das gefällt, wenn die Nummer 2 gegen die Nummer 3 spielt. Sollte man Paraguay und Japan eine Kassette schicken, damit die auch mal lernen, wie man so was macht …

Spanien war nicht unbedingt überlegen. Portugal stand in der Defensive gut und ließ sich nicht ärgern von den aggressiven Stürmen des Gegners. Einige Gegenstöße waren nicht unbedingt zwingend, zeigten aber, dass noch mehr gehen könnten. Spanien wackelte in einigen Phasen. Bis dann die Auswechslung kam und Hugo Almeida vom Platz musste. Danny konnte ihn nie wirklich ersetzen, die ersten Chancen für Spaniens Villa waren die Folge. Mit dem Ergebnis, dass es irgendwann doch 1-0 stand. Villa kriegt den Ball per Hacke verlängert und schießt erst den Torhüter Portugals an, dann den „Rebound“ über den Goalie  hinweg unter die Latte. Einige Zeitlupen später, scheint festzustehen, dass es geringfügig Abseits war. Aber so geringfügig, dass man mehrere Zeitlupen braucht und nicht unbedingt dem Schiedsrichter die Schuld geben muss.

Am Ende dann auch noch Rot für Rui Costas. Kommt von hinten, rammt seinem Gegner mal im Vorbeilaufen den Ellbogen ins Gesicht und irgendwie sah es auch genau so aus, als hätte er das so gewollt. Insofern mal für mich eine Karte, die in Ordnung geht. Portugal kommt in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr zu Angriffen, die rote Abwehr steht dicht. Was dabei bemerkenswert ist: Man hätte nach dem Tor erwarten müssen, dass Portugal mit aller Macht anstürmen würde und es immer mal wieder brennen würde. Tat es aber nicht … Schon stark von den Spaniern. Die sind jetzt wohl endgültig zu Mitfavoriten aufgestiegen.

Und jetzt Spanien gegen Paraguay. Vier von fünf im Viertelfinale bei den Südamerikanern, aber einer wird wohl definitiv auf der Strecke bleiben …

Paraguay – Japan

Alles, was man darüber schreiben wird, wird interessanter sein, als das Spiel selber. Mich würde interessieren, ob denen einer gesagt hat, dass jetzt KO-Runde ist? Weil, defensive gegen superdefensive und vorne hilft der liebe Gott, ist nicht unbedingt das richtige Rezept, wenn nach dem Spiel ein Sieger feststehen soll. Japan kann von sich zumindest behaupten, dass sie defensiv wirklich effizient waren. Sie haben den Spielaufbau der Paraguayaner total zerstört. Nach vorne, waren sie allerdings viel zu schwach, um einer nicht unbedingt starken defensive der Paraguayaner einen reinzuhauen.

Beim Elfmeterschießen haben sie dann gehauen. Bis auf einen bedauernswerten Herrn bei den Japanern. Der arme Kerl ist nun der Depp, nachdem man sich 120 Minuten verausgabt hat. Fussball kann hart sein. Andererseits – selber schuld. Zum anschauen, war das ja auch nicht wirklich ein Vergnügen.

Da hoffen wir doch mal, dass der Gegner der Paraguayaner im Viertelfinale in einem spannenderen Spiel heute Abend ermittelt wird. Mit Spanien und Portugal spielt die Nummer 2 der Weltrangliste gegen die Nummer 3. Manchmal sind solche Spiele ja totlangweilig. Aber noch toter, als eben bei dem Paraguay-Japan Spiel, kann es ja nun nicht gut noch werden.

Brasilien – Chile

So, damit ist endlich mal die erste Mannschaft aus Südamerika raus. Jetzt geht es aufwärts. Naja, wenn man bedenkt, dass drei von fünf schon drin sind, vielleicht doch eher nicht. Aber morgen ist ja die Chance, dass die Japaner Paraguay raushauen. Glaubt jemand dran?

Wie auch immer, das Spiel war nun wirklich nicht so, wie man sich das hätte vorstellen können. Nachdem Chile die Brasilianer ja eigentlich aus der Qualifikation bereits kennt, hätte man vermuten können, dass sie einen Plan gegen die Brasilianer haben. Hatten sie vielleicht sogar, wer weiß. Aber gegen Brasilien reicht das halt nicht (die Ergebnisse aus der Qualifikation legen das auch nahe: 3-0 für Brasilien und 4-2 für Brasilien). Da ist so viel individuelle Klasse. Und was mich schon etwas erstaunt, bei uns wird dauernd diskutiert, ob die Mannschaft nicht viel zu jung ist. In Brasilien wohl eher nicht. Da ist man so gut, dass man keine Erfahrung braucht.

3-0 also, das ist wirklich deutlich. Und man hat nicht mal das Gefühl, dass es ein Tor zu viel war. Eher vielleicht eins zu wenig. Oder genau richtig. Man hat auch nicht das Gefühl, dass sich Brasilien besonders angestrengt hätte. Die schwitzen ja nicht mal, da kann man aufs Duschen verzichten und gleich direkt zum Caipirinha übergehen. Hat doch auch was.

Aber was man auch mal ehrlich sagen muss – gefordert wurden die Brasilianer bisher nicht ernsthaft. Nur gegen Portugal, und da haben sie doch glatt Punkte gelassen, wenn auch keine Tore kassiert. Was passiert, wenn da mal eine Mannschaft steht, die nicht nur hinten kompakt stehen kann, sondern vorne mal ordentlich Lärm machen kann? Wir werden es sehen, und zwar am Freitag gegen die Niederlande. Da gibt es endlich mal ein Spiel zwischen zwei der richtig starken Mannschaften. Oder besser lässigen. Unterkühlten. Irgendwie eiskalten. Das Spiel könnte zum südafrikanischen Winter passen. Ist aber unpassenderweise am wärmeren Nachmittag und dazu noch in Port Elizabeth, wo es ja auch noch wärmer ist, als im Rest von Südafrika. Da wird man recht schnell auf beiden Seiten sehen, ob die auch dann zulegen können, wenn auf der anderen Seite ein starker Gegner steht. Jetzt wird es langsam ernst, die Qualität der Partien ist im Steigen begriffen.

Und schade, dass es morgen einen Favoriten treffen wird. Spanien gegen Portugal, so früh, das ist schade. Aber halt nicht zu ändern.

"Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert." Paulo Coelho